Freitag, 25. Februar 2011

Borowski und der falsche Fehler.

Nee, is' schon klar.
Ihr interessiert Euch alle gar nicht für meine wunderschönen"Darling"-Socken.
Ungelogen, die schönsten Socken, die ich je gestrickt habe (ähem. ist ja auch erst mein viertes (gemustertes) Paar...) - noch dazu mit der schönsten Sockenwolle, die ich je gestrickt habe - da ist echtes Merino-Schaf drin1 Und so schön blau!
Ihr seid alle nur wegen "Borowski" hier - gebt's ruhig zu!
*schmoll*

Na gut. Erzähle ich Euch eben von "Borowski"...
...obwohl das eine häßliche Geschichte ist.
Eine Geschichte voller Zahlen, Excel-Tabellen, und computergestütztem Rechnen.
Es wird nicht viel gestrickt werden.

-?- Wirklich? Ihr wollt sie trotzdem hören?


Na gut.
Als wir Borowski das letzte Mal trafen, war ich ganz zuversichtlich: ich hatte Wolle, ich hatte eine Maschenprobe, und ich hatte eine Art Anleitung, nämlich den Seamless Saddle-Shouldered Sweater von Elizabeth Zimmermann (SSSS-EZ), aus dem Buch Knitting without tears.
wenig Bilder, viel Text - mehr wie ein Roman aufgebaut als wie eine Anlleitung

Diese Anleitung ist allerdings ziemlich vage gehalten - das liegt in der Natur der Sache, denn Frau Zimmermann möchte mir weder eine bestimmte Wolle vorschreiben, noch eine bestimmte Art zu stricken (sie bevorzugt lockeres Stricken). Und dafür bin ich dankbar! Ihre Anleitung erklärt vor allen Dingen den Weg - also wie man zum gewünschten Ergebnis kommt, und konzentriert sich dabei, wie alle guten Reiseführer, auf bestimmte Wegmarken. Das ganze ist im Fließtext gehalten, und liest sich dabei ungefähr so:
"Schlag auf einer Rundstricknadel die Anzahl an Maschen an, die du ausgerechnet hast. Nehmen wir mal an, du hast 200 Maschen, was eine überraschend normale Anzahl ist. Verbinde die Maschen zur Runde, indem du die ersten drei Maschen mit beiden Fäden strickst, und strick fröhlich den Korpus hoch ... Ein langer Ärmel beginnt mit 20% der Körpermaschen, im Falle von 200 Maschen sind das 40 Maschen..." (S 67-68, Hervorhebung ist meine - ahnt ihr schon was?)
etc.
Es empfiehlt sich, Frau Zimmermanns Anleitungen genau zu studieren, und sie mehrfach zu lesen, um nichts zu übersehen. Ich wollte die wichtigen Sachen nicht anmarkern, also habe ich eine Excel-Tabelle gemacht, in die ich alle ihre Informationen eingetragen habe. Mittels einfacher Algebra und solch banalem Siebtklässlerwissen wie Dreisatz wollte ich dann in einer zweiten Spalte die entsprechenden Zahlen für meinen Borowski eintragen. Ungefähr so:
ganz ordentlich, Hinweis für Hinweis kartographieren
Um an die entsprechenden Zahlen zu kommen, also wie weit und lang der Pulli sein soll, empfiehlt Frau Zimmermann erwartungsgemäß das, was auch der gesunde Menschenverstand rät: Scher dich nicht um Größen, sondern miß einen gutpassenden, vorhandenen Pullover aus, multiplizier die Maße mit der Maschenprobe, und los. Aber sie warnt:
"Dies ist so ziemlich das einzige, was du selbst messen oder entscheiden musst (wer soll es auch sonst für dich tun?), und es ist wichtig, es akkurat und gewissenhaft zu tun. Andernfalls wirst du wohl die Suppe des Bedauerns mit dem Löffel der Trauer auslöffeln." (S. 67, Hervorhebung schon wieder von mir)
Ach, die drohenden Worte werfen einen Schatten voraus! Hat doch schon damals bei Malroy meine Maschenprobe mit dem gestrickten Stück nichts mehr zu tun gehabt!
Dennoch, der Meinige besitzt einen alten Pullover, der ihm gut passt. Ich habe ihn, sorgfältig und nach bestem Gewissen!, vermessen, die Ergebnisse in mein Borowski-Notizbuch eingetragen....
...das ganze in Ecxel übertragen, und auf dieser Grundlage den Körper für Borowski angeschlagen:
56 cm breit, mal zwei für Vorder-und Rückseite: 112 cm Umfang.
Meine Maschenprobe ist 12,5 cm auf 10 cm Breite.
multiply width (11,2) by gauge  (12,5) -  richtig?
Ich schlage also 140 Maschen an, und stricke los...
Richtig: Nicht richtig!
Das Ergebnis eines verstrickten Fernsehabends zeigt es klar und deutlich - dieser Pulli wird zu weit! Es sieht vielleicht nicht so aus, weil alle Maschen auf  dem Kabel einer einzigen Rundstricknadel ruhen. Aber dieser Pulli, wäre er fertiggestellt, würde vielleicht mir passen. Sollte ich jemals in andere Umstände kommen.
Der Meinige möchte keinen Schlabberpulli.
Das Strickstück wird geribbelt.
Leider haben wir aufgrund des schlechten Lichtes kein Bild davon machen können, wie weit ihm das Pulli-Bündchen wirklich war. (Auch musste eine weitere Stricknadel eingesetzt werden, um Maschen zu sichern. Immerhin hat das Ribbeln auch sein Gutes:
1. Ganz offensichtlich muss ich meine Rechentechnik noch einmal gründlich überdenken. *räusper*
muss man etwa alles in inch umrechnen? müsste doch proportional in cm auch funktionieren, oder?
2. ich hatte ohnehin das "falsche" Bündchen gestrickt -- nämlich eins mit twisted ribs.
Bei der dicken Wolle trägt das ganz enorm auf, und sieht unerwartet doof aus. Ich vorwitzigegs Ding ich, als seien die Maße des Designs nicht schwer genug, will ich auch noch schwierige unnütze dekorative Techniken unterbringen. *schäm* hätte ich mal bloß auf den Meinigen gehört. Der will doch gar kein Schnickschnack!
 Beim nächsten Versuch gibt's dann ein normales Bündchen...
(Aber den Zopf an der falschen Seitennaht, den mache ich doch!)
Jetzt aber: zurück an den Abakus.