Dienstag, 8. März 2011

Borowski und diverse Fälschungen.

"Borowski" wird, wie Ihr ja wisst, nahtlos von unten in der Runde gestrickt. Dennoch wollte ich Seitennähte sozusagen simulieren.
Erstens, damit ich beim drögen rechts-rundstricken nicht einschlafe. So werde ich zweimal pro Runde "aufgeweckt".
Zweitens, um mich beim Stricken zu orientieren. So weiss ich immer genau, wann eine Runde um ist, oder ob ich mich "hinten" oder "vorne" befinde - bei glatten Rechtsrunden verliert man ja schnell mal die Übersicht.
Drittens, weil ich zwar das nahtlose Stricken mal ausprobieren wollte, Nähte aber durchaus auch Design-Elemente sind. Und da der Meinige ja nicht so musteraffin ist, schienen mir falsche Seitennähte ein guter Trick zu sein, ihm ein kleines Muster unterzujubeln.

Ich dachte an einen megaschmalen Zopf. "Richtige" Zöpfe lohnen sich offenbar erst, wenn man mindestens zwei Maschen nach vorne oder hinten legt, also über vier Maschen arbeitet. Mit nur je einer Masche habe ich das jedenfalls noch nie irgendwo gesehen, und wahrscheinlich nervt das auch bloß beim Stricken. Damit der Zopf plastisch wird, muss er noch dazu von Linksmaschen gerahmt werden - das wären schon 6 Maschen. Megaschmal wäre das nicht mehr.

Megaschmal hieß für mich, ein Zopf aus zwei Maschen, plus linke Rahmenmaschen - vier Maschen maximal. Also habe ich mich an einem "mock cable", einem falschen Zopf mittels "Right Twist" versucht, und zwar nach dieser Anleitung
So sollte das ungefähr aussehen (wobei hier glaube ich nicht mal linke Maschen zur Hilfe geholt werden):
Bildquelle: http://www.lionbrand.com/graphics/stitchFinder/mockRightTwistLg.jpg

Irgendwie schien mir aber bei mir das Muster unklar - eine Masche wanderte zwar nach rechts, aber der linke "Zopfstrang" war irgendwie undefiniert... So nämlich:
right-twist-mock-cable 1. Versuch

Dann fiel mir auf, dass es besser wird, wenn man an der bewussten Stelle eine verschränkte Masche arbeitet. Also erinnerte ich mich an das tolle Tutorial von Ingrid Hiddessen zum Retten von vermurksten Zöpfen, und machte mich frisch ans Werk.

1. fehlerhafte Maschen ribbeln und mit Nadelspielnadel sichern

2. richtigen Faden identifzieren und aufnehmen

3. Maschen erneut stricken -diesmal im richtigen Muster

4. Partner zum Fotografieren bringen, um Blogleser zu beeindrucken
Glücklicherweise geht diese Operation schneller als man denkt - weil es ja immer nur zwei Maschen sind, die man abzustricken hat, und es tut auch gar nicht weh - ehrlich.
Könnte viel schlimmer sein. Alles Ribbeln und neu machen beispielsweise wäre viel schlimmer.
Und dann fiel mir auf, dass ich mal wieder nicht aufgepasst hatte.

 Typisch! Wenn man glaubt, man wüsste, was man tut, guckt man das hilfreiche Erklär-Video nämlich immer einmal zu wenig an!

Im Endeffekt habe ich das Muster beim Reparieren nämlich so gestrickt:
*1. Runde zwei Maschen rechts zusammenstricken, aber auf der linken Nadel lassen. Linke, also zweite der beiden Maschen noch einmal rechts stricken (damit die gleiche Zahl auf den Nadeln bleibt), beide Maschen von der Nadel gleiten lassen.
2. Runde: 1. Masche rechts stricken, 2. Masche rechts verschränkt stricken.
3. Runde: Beide Maschen rechts stricken.* etc.
right-twist-mock-cable 2. Versuch
 Und das ist ja alles so weit so gut, aber für diejenigen von Euch, die aufgepasst haben: genau. Ein right-twist-mock-cable ist es leider nicht...
Seufz.
Dazu hätte ich nämlich in Runde 1die rechte, also die erste der beiden Maschen noch einmal abstricken müssen... Kein Wunder, dass es anders aussieht als geplant!


Naja. Habe ich halt einen falschen falschen Zopf an der falschen Seitennaht...
Was meint Ihr?
Schlimm?
Ribbeln und (erneut) nach diesem Prinzip retten?
Oder frei nach Frau Zimmermann sagen: es gibt keine Fehler, nur unterschiedliche Muster?
Und habe ich etwa gerade ein Muster erfunden?