Donnerstag, 10. März 2011

Borowski zweifelt am Prozentsystem.

Liebe Frau Zimmermann,
sicherlich haben Sie mit Ihrem berühmten Prozentsystem gute Erfahrungen gemacht. Ganz sicher hätten Sie es sonst nicht veröffentlicht, und die vielen schönen Pullover da draußen (bei Ravelry) singen ja auch gewissermaßen Ihr Loblied. Aber ich habe da so meine Zweifel.

Die Zweifel rühren daher, dass der Meinige, obwohl mein Auge stets mit Wohlwollen auf ihm ruht, ganz offenbar einen Körperbau hat, der nicht zu Ihrem Prozentsystem passt. Das kann ja mal vorkommen, und ist auch nicht weiter schlimm. Mir war schon vorher klar, dass er in vieler Hinsicht ungewöhnlich und selten ist. Nun habe ich ein weiteres Indiz dafür. Allerdings führt das dazu, dass meine Orientierung an Ihrem patentierten EPS wohl nicht so einfach zum Erfolg führen wird, wie ich gehofft hatte....

Zuerst war da meine Maschenprobe. Die ist übrigens in der Runde identisch mit der links-rechts-gewaschenen Probe. Und doch war der ausgerechnete Maschenanschlag von 140 M viel zu weit! Das kann natürlich daran liegen, dass ich die Maße eines vorhandenen Pullovers genommen habe, und die vorhandenen Pullover passen eigentlich alle nicht, deshalb stricke ich ja nun selbst. Sicherlich wäre es klüger gewesen, nicht einen schlecht bzw. weniger schlecht passenden Pullover auszumessen, sondern gleich den Mann.
Aber diesen Fehler haben wir ja nun behoben, und der mit 114 M entstandene Pulloverkorpus sitzt ganz prima. (Das Problem mit dem Zopf stelle ich jetzt erst einmal hinten an...)
Als nächstes wollte ich den ersten Ärmel stricken. Ärmel beginnen laut EPS mit 20% der Körpermaschen. 20% von 114 sind sehr magere 22 Maschen. Schon das Bündchen war zu eng.
Ich halte das Maßband um des Meinigen Handgelenk und er wünscht einen Umfang (inklusive Weite) von 21 cm. Na gut. Nach dem Ribbeln habe ich es daher mit 25 Maschen versucht.

Die ungerade Zahl ist nötig, weil ich auch hier eine falsche, bezopfte Innenaht stricken möchte, von der die Zunahmen ausgehen.
Liebe Frau Zimmermann, das sitzt immer noch sehr sehr eng. Selbst wenn er kein langärmliges Hemd darunter tragen wird - zero bis negative ease, nenen das glaube ich die Amerikaner. Da die Maschenprobe beim Waschen an Weite verloren hat, und nicht an Länge, wird das nach dem Waschen auch nicht besser werden. Was meinen Sie, Frau Zimmermann? Noch etwas weiter?  Das finde ich auch!

Ich habe den Ärmel geribbelt. Das war nicht weiter schlimm, denn erstens geht das Stricken dieser Wolle ja so herrlich schnell, und zweitens hatte ich den Ärmel mit beim Stricktreffen am Montag. Das war sehr nett dort, und sehr unterhaltsam, und ich habe einige Fehler beim Rhythmus der Zunahmen gemacht...

Der dritte Ärmelversuch beginnt nun mit 29 Maschen, was den ursprünglich von Ihnen, Frau Zimmermann, vorgeschlagenen 28  entspricht (20% von ursprünglich 140, plus der ungeraden Masche für das Muster). Der Meinige ist offenbar unnatürlich dünn am Leib, aber die Arme sind "normal" kräftig, so scheints. Bisher lässt sich der erneute Versuch gut an. Die Länge messe ich dann am Mann aus - 5 cm vor der Achselhöhle, haben Sie glaube ich gesagt.
Liebe Frau Zimmermann, danke für Ihre Ratschläge. Auch wenn nicht alles sofort klappt, so klappt es doch insgesamt ganz gut. Ich bin nur gespannt, was beim Zusammenstricken der Teile an der Schulterpartie passiert. Und ich fürchte, mir reicht die Wolle nicht.
Wir werden sehen. Ich schreibe Ihnen wieder!
Ganz herzliche Grüße,
Ihre Projektmanagerin