Donnerstag, 24. November 2011

Brütend in Köln...

...sitzt meine Schwägerin und bäckt bereits, so sagte man mir, die neunte Sorte Weihnachtsplätzchen. Größere Projekte nimmt sie sich nicht mehr vor, denn ihr Erstgeborenes soll jederzeit schlüpfen. Aus der Ferne fiebert die zukünftige Tante natürlich mit, und hat daher vor einigen Tagen schon einen Strampler angeschlagen.
Aus meinem Lieblings-Kindersachen-Heft Bouton d'Or (#13) soll es der "Malandry" sein, ein klassischer Overall ohne Ärmel, mit Knöpfen im Schritt, und einem einfachen aber effektvollen Strukturmuster. Blöd nur, dass Bouton d'Or außer der Maschenprobe keinerlei Informationen zu seinen vorgeschlagenen Garnen gibt - nicht einmal die Zusammensetzung - so habe ich erst dank Ravelry die Möglickeit herauszufinden, was eigentlich verlangt wird, um dann vernünftigen Ersatz zu recherchieren. Hurra!
Ich habe mich, brav und vernünftig, für einen Stash-Abbau entschieden und benutze die Cool Wool Merino Superfein in weiß, ein schönes, babyweiches aber maschinenwaschbares Garn, das verspricht, die Textur des recht-links Musters schön herauszuarbeiten. Leider ist es etwas dicker als das "offizielle" Garn, und so muss man umrechnen.
Vor dem Umrechnen steht aber das Schätzen: welche Größe strickt man denn hier? Mein Bruder und seine Frau sind beide groß gewachsen, und im Vergleich zu deutschen Anleitungen scheinen mir die französischen Babymaße etwas knapp bemessen  zu sein. Größer stricken - zum Reinwachsen - geht ja auch immer, andererseits soll das arme Kind ja auch nicht ausgerechnet im Hochsommer in Merino gehüllt werden - wobei, so wie dieses Jahr der Sommer aussah... Zur Auswahl steht: 0-3 Monate, 6-9 Monate, und 12 Monate. Die Skizze behauptet eine Länge von 39/45/51 cm für das fertige Stück. Da in meiner Umgebung die meisten Babys über 50 cm groß geboren werden, entschließe ich mich für die mittlere Größe und nehme sie zur Basis, einmal knallhart Tichiros Dreisatzkurs anzuwenden. Nicht zweifeln, nicht denken, bloß rechnen, hier enfach gemacht durch a) eine brav angefertigte Maschenprobe und b) eine Musterskizze in der Anleitung mit genauen Angaben der zu erzielenden Maße. Und siehe da: es klappt!
weit gediehen. Man beachte meine Rechenkünste im Hintergrund
Sonntag abend, kurz nach dem Tatort, konnte ich die Schulternähte mit 3needle-bind-off verbinden.
Sieht doch schon richtig gut aus! Einzig die Beinschrägen sind, sagen wir mal, schräger als in der Anleitung - ich habe mich mit den unregelmäßigen Zunahmen der Originalanleitung bei der Übertragung etwas schwer getan. Aber das wird hoffentlich passen. Es fehlen noch die Blenden, denn hier muss entschieden werden, in welcher Farbe der Kontrastabschluss in Picot gefertigt werden soll. Das Original schlägt beige vor, passend zur braunen Kaschmir(!)-Jacke. Kann man machen. Ich hätte auch olivgrün, rot, dunkelbraun oder grau im Angebot.
Oder ein frühlingshaftes Maigrün! (Hellgrün ist das neue Rosa.) Die Wolle (Babymerino, kid mohair und Dralon) habe ich letztes Jahr von Sonja Stricksingle gegen eine Stricktasche getauscht - sie ist perfekt! Wenn ich sie doppelt nehme, kann ich nämlich auch die Jacke noch daraus machen, und der Kunstfaseranteil macht sie sehr pflegeleicht für die Eltern.
Ich freu mich schon richtig!
Jetzt aber frisch ans Werk, damit das arme Ding warme Sachen hat, wenn es auf die Welt kommt!
Übergabe wird dann wahrscheinlich Weihnachten sein - das einzige Weihnachtsstrick in diesem Jahr.