Montag, 18. Dezember 2017

Das Monsterbuch der Monster.

Mitte Oktober wurde Junior endlich getauft.
Je näher der Termin rückte, desto mehr Sorgen machten wir uns, ob er wohl stillsitzen würde.
Das ist ja der Vorteil, wenn man Säuglinge tauft - sie laufen nicht weg. Vielleicht weinen sie, aber sie sitzen, bzw. liegen, notgedrungen still.
Nun gibt es ja genau aus diesem Grund im amerikanischen Bible Belt fleißige und kluge Menschen, die sich ein faszinierendes und vor allem leises Spielzeug ausgedacht haben, mit denen kleine Menschen in großen Kirchen zu beschäftigen sind.
Spielbücher heißen im Original nicht umsonst "Quiet Books".
Und zum Glück gibt es allerlei Anleitungen im Internet, einige davon sogar kostenlos.
So wie bei Teenytinymom - danke!
Ich habe mich für das Monsterbuch entschieden. Das Format habe ich beherzt verkleinert. Reduktion aufs Wesentliche!





Außerdem kann Junior es leichter bedienen, wir können es leichter transportieren, und außerdem hatte ich noch diesen 2-Ring-Ordner hier...

Statt Filz habe ich Stoffreste und Leder genommen. Knöpfe, Hosenträgerverschlüsse, Reißverschlüsse flog hier alles noch herum - nur die Spiegelfolie musste ich kaufen.
Hier sind Augen und der Bauchnabel aus KamSnaps.
Die Seiten sind mit Vlieseline hinterlegt und mit Ösen versehen. So kann man sie einzeln herausnehmen und tauschen.
Leider gibt es bisher nur vier Monster.
Leider, denn das macht echt Spaß!
Zum Glück, denn das frisst echt viel Zeit alles.
:-)

Die Taufe verlief übrigens tadellos. Junior saß brav  auf der Kirchenbank, verfolgte das Geschehen mit großen Augen, und gab bei der Zeremonie keinen Mucks von sich.
Die Monster haben wir nicht einmal ausgepackt...
... aber er spielt natürlich trotzdem damit. Je öfter, desto lieber...
Und ich mache sicher noch mehr. Muss ja nicht immer ein Monster sein.
Und der Ordner braucht noch einen angemessenen Buchumschlag. Vielleicht aus dem roten Zottelflausch? Mit Zähnen?
Kommt Zeit, kommt Rat.

Freitag, 15. Dezember 2017

FO: Copycat

Einer meiner besten Freunde hat einen Lieblingspullover.
Ein Pullover, den er wahrscheinlich besitzt, seitdem ich ihn kenne - zumindest fühlt es sich so an.
Ein grob gestricktes, inzwischen recht ausgeleiertes Lieblingsteil mit Kuschelkragen und in einer nichtssagenden, schlammgrauen Farbe, die zu allem passt.
Und so langsam fällt er auseinander.
Und ja, natürlich kann man den nochmal nachstricken.
Vor allem, wenn man dem wirklich sehr guten Freund damit eine Freude machen kann, denn das kann er - wie jeder von uns - brauchen.
Hier ist das gute Stück.
Merkmale:
Auffälliger wandernder Zopf auf kraus-linkem Hintergrund über echt sehr viele sehr dicke Maschen.
Keine Bündchen.
Relativ kastig geschnitten.
Hoher, vorne offener, geknöpfter Kragen.
30%Wolle, 70% Acryl.
Ich nehme den Pullover mit ins Garn-Geschäft. Ein hoher Acrylanteil ist in mehrfacher Hinsicht sinnvoll: einerseits würde der Pullover aus reiner Wolle (in superbulky) nicht nur wahnsinnig schwer, sondern auch unglaublich warm. Andererseits verträgt der Freund keine reine Wolle.
Ich kaufe 16 Knäuel Lana Grossa Mille II in (gewünschtem) dunkelblau - genau das gleiche Garn in derselben Farbe habe ich für "Borowski" verwendet. (Schade, es gab auch ein wunderbares weinrot ...) Das waren, wie ich jetzt weiß, natürlich 2 Knäuel zu wenig, aber das ist ja immer so.

Der Rest ist im Endeffekt reine Abzählerei - wieviele Maschen pro Reihe, wieviele Reihen, wer zopft sich wann nach wo? Die Zöpfe müssen aufgrund der Dicke auch mit gerichteten Zu-und Abnahmen bewegt werden, einige Male ist mir dabei eine Masche verloren gegangen, aber ich hoffe, das fällt nicht auf.
Das Rückenteil ging schnell. Das Vorderteil zog sich unendlich lange hin. Die dicken Nadeln! So unförmig, so belastend für die Handgelenke! Dieser ent.setz.lich.e Zopf! 8 über 8 in superbulky!
Die Schultern habe ich zusammengehäkelt. Der Kragen war einfach. Die Ärmel habe ich von oben eingestrickt, wenn auch mit sehr flacher Armkugel, weil ich nicht so dicke Nähte wollte. Daher habe ich die Nähte nach dem Waschen und Blocken auch einfach -wie im Original- mit der Nähmaschine genäht. Und dann flach gedämpft.
Er ist mit Absicht etwa 10 Reihen länger als das Original, wirkt aber etwas schmaler - wohl weil er noch nicht getragen und geleiert wurde - und ist deutlich schwerer - die Mille II hat eben einen Wollanteil von 50% statt nur 30%.

Ansonsten bin ich sehr zufrieden mit dem Ergebnis. Die Knöpfe für den Kragen muss der Freund selber aussuchen, aber das schafft er. Hoffentlich passt alles. Hoffentlich verträgt er das Garn. Hoffentlich fragt er mich nie wieder nach so etwas.
Frohe Weihnachten!

Die harten Fakten:
Copycat kopiert den vorliegenden Pullover
angefangen:  17. November 2017
fertiggestellt:  03. Dezember 2017
Garn: Lana Grossa Mille II (nachtblau 012)
verbraucht: fast 18 Knäuel
Größe/Maße: wie Vorlage (XL)

Montag, 27. November 2017

Kopieren geht über Studieren. FO: Master Charles für Junior

Früher(TM) habe ich sehr eng an Anleitungen gehangen. Grenzenlos die Bewunderung für Menschen, die eigene Pullover entwerfen konnten! Das  muss doch wahnsinnig schwierig sein! Und wenn man schon nicht selber eine so grundlegende Vorstellung von davon hat, was man produzieren möchte, dass man es aus dem Nichts und etwas Wolle entwerfen könnte - dann wenigstens etwas sehen, was einem gefällt, und das einfach nachstricken können... Traumhaft!
Stellt sich raus, nach nur wenigen Jahren - in meinem Fall etwa 10 - regelmäßigen Strickens ist das gar nicht mehr soo schwierig. Zumindest ist es kein Hexenwerk. Ein aktuelles Beispiel ist Juniors neuester Pullover, den er zu seiner grenzenlosen Freude Gleichgültigkeit zu Weihnachten bekommen wird. (Das Kind ist anderthalb. Papier und Schleife werden in deutlich mehr interessieren.)

Jedenfalls hatte ich schon seit Urzeiten (etwa Juli 2011!) den "Master Charles Sweater" in meiner Zu-Stricken-Liste bei Ravelry. So ein hübscher, klassischer Zopfpullover! Mit Lederflicken! Und dieses Grün! Und zufällig hatte ich von dem grün-braunen Laurits noch 4,5 Knäuel grüne Wolle übrig. Sollte das reichen?
Ich hab's einfach mal ausprobiert.
Allerdings hatte ich keine Lust, die Anleitung zu kaufen - die Zöpfe waren so kompliziert nicht, und für mein dünneres Garn hätte ich ohnehin alles umrechnen müssen. Mit den Erfahrungen von Lavandin - es zahlt sich aus, immer dasselbe Garn zu verstricken -  frisch im Kopf machte ich mich ans Werk. Erstmal studierte ich die Notizen bei Ravelry, wo ich lernte, dass die Passform der Anleitung wohl ohnehin nicht so fantastisch sei - zu kurz, und die Ärmel zu eng.
Ich beschloss, mich einfach an die bei Lavandin verwendeten Zahlen zu halten, um einen diese Saison passenden Pullover zu erhalten. Dann, beginnend mit dem Rückenteil, zählte ich mehr oder weniger ab, wo die Zöpfe anzusiedeln wären, damit sie auf der Schulter enden, und strickte fröhlich darauf los.
glatt links ist auch nicht langweiliger als glatt rechts... mal was anderes.
Unterwegs kam mir die Idee, einmal einen neue Lösung für den dicken Babykopf zu finden - Knöpfe auf der Schulter sind umständlich zu öffnen und zu schließen und auch nicht immer schön. Ich beschloss, den von Baby-Bodies bekannten "amerikanischen" Ausschnitt für die Pulloverstrickerei zu adaptieren.

Dafür druckte ich das entsprechende Musterteil von Schnabelinas Regenbodenbody aus und verwendete das als Vorlage.
Auflegen und vergleichen. 
Wie genau steht in meinen Ravelry-Notizen, aber im Endeffekt liegt das Geheimnis in einer Kombination aus verkürzten Reihen und sehr sorgfältigem Abketten.
Das hat gut funktioniert. Für das Vorderteil musste ich eine kleine Maschenprobe machen um herauszufinden, wieviele Zusatzmaschen ich brauchen würde - das Zopfpaneel würde das Pulloverteil sonst viel zu schmal machen (plus 12 Maschen). Dann einfach Zöpfe über drei Maschen und 8 Reihen stricken, das ging sich wunderbar aus mit den kleineren flankierenden Seilzöpfen (über 2 Maschen und 4 Reihen).
Vorder- und Rückenteil mussten dann gemäß der Markierungen auf dem Schnittmuster so aneinandergenäht werden, dass das Rückenteil die vordere Schulter überlappt, und dann konnte ich die Armkugeln von oben einstricken - 64 Maschen - und ab Achsel alle 8 Reihen 2 abnehmen, 80 Reihen, 44 Maschen.
10 Reihen Bündchen und Seitennähte schließen - Maschenstich für linke Maschen dauert ewig - und dann: fertig! (Ironischerweise ist dieser Pullover, basierend auf den Erfahrungen des Vorgängermodells, sowohl etwas schmaler - wohl durch die Zöpfe - als auch kürzer. Dafür hat er längere Ärmel. Aber das passt ganz gut so.)

Naja, noch nicht ganz fertig, denn es fehlte noch das Tüpfelchen auf dem "I" - Lederflicken! Allerdings hat mich eine dieser hier erwähnten Hosen gelehrt, dass echtes Leder bei häufig gewaschener Kinderkleidung keine gute Idee ist. Im Falle der Hose war es brüchig geworden und hing in Fetzen. Ich entschied mich dafür für synthetische, maschinenwaschbare Bügelflicken aus Velours, die ich etwa hälftig teilte und auf ein Oval mit ca. 8x6cm Größe zurechtschnitt - perfekt! (und einer übrig für ein zweites, ähnliches Projekt!)
Eine kurze Internetrecherche ergab Hinweise zur perfekten Platzierung, nämlich (in diesem Fall) etwa 8 cm vom Ärmelsaum und um 2/3 von der Mitte nach hinten (also Ärmelrückseite) versetzt. Der Flicken soll ja schließlich am Ellbogen sein, und der winkelt sich nach hinten ab. Unter einem Tuch liegend aufgebügelt und anschließend mit der Maschine festgesteppt sollte das eigentlich halten. Jetzt Ärmelnähte schließen und fertig!
Ich bin sehr zufrieden.Tragebilder gibt es dann nach Weihnachten.

Die harten Fakten:
Inspiriert von
Master Charles Sweater by Kate Oates
und meinem Vorgängermodell "Lavandin".
angefangen:  20. September 2017
fertiggestellt:  14. November 2017
Garn:  fairAlpaka Baby Merino 120 Superwash  (grün heather)
verbraucht: 225 g
Größe/Maße:
Brustweite:  28 cm
Saum bis Achsel:  23 cm
Saum bis Schulter: 36 cm
Halsweite:  13-15 cm
Ärmel bis Achsel: 25 cm

Eine erste Anprobe zeigt - das sitzt gut, Ärmel noch etwas lang. Wahrscheinlich eine 92, vielleicht sogar 98.

Samstag, 25. November 2017

Auch im Winter draußen sein 2. FO: Jawepu aus Softshell.

Eine winterwarme Matschhose haben wir, nun fehlte noch eine etwas wasserfestere Jacke. Nichts gegen den wunderbaren Tomten-Mantel - der zur Zeit noch etwa knielang ist - aber der ist nicht wirklich regenfest und durch den Schlamm geschleift möchte ich ihn eigentlich auch nicht sehen...

Also habe ich noch eine Softshell-Jacke genäht.
Der Stoff war ein online-Schnäppchen im Ausverkauf. Wenn er nass wird, kommt unter dem hellen Türkis ein etwas dunkleres Muster mit allerlei Piraten-Utensilien hervor.
Ist das cool, oder ist das cool? Junior weiß das leider noch gar nicht zu schätzen, aber hey, ich muss ja auch ein bißchen Spaß haben. Und aus dem gleichen Grund habe ich die Jacke auch gefüttert. Das ist bei Softshell eigentlich nicht nötig, da es ja innen schönen weichen Fleece hat. Aber ganz ehrlich - wer hätte da widerstehen können?
Möwen! Ich will auch eine Regenjacke mit Möwenfutter! Das ist eine ganz feine dünne Baumwolle, die ohne Richtung gemustert ist, perfekt für einen Futterstoff also.
Der Schnitt ist wieder ein kostenloses Schnittmuster von Schnabelina, Jawepu, in Größe 92. Auch hier wieder: einfach zu nähen, gut erklärt, guter Sitz. Ich habe alle Teilungsnähte mit Reflektorpaspel versehen, zum einen weil Paspeln super sind, und auch, weil man nicht genug Reflektor haben kann an einer Kinderjacke.
Deshalb ist auch Reflektorpaspel am Kapuzenrand, an den Taschen, und ein extrabreites, mit blauen Paspeln eingefasstes Reflektorband an den Ärmeln. (Es wäre besser gewesen, es mit dem gleichen Abtand zur Ärmelkante anzunähen, aber man kann offenbar nicht alles haben.)
Taschen, Kapuze und Bündchen sind mit blau-weißem Bündchenstoff eingefasst. Der Zwei-Wege-Reißverschluss ist dunkelblau und geht vom Bündchen bis zur Kapuze. Ich habe aus dem Futterstoff einen Untertritt mit Kinnschutz improvisiert - das war eine gute Idee!
Die Ärmel haben verdeckte Bündchen, dafür musste ich die Ärmel beim Zuschnitt um 3 cm verlängern. Das Bündchen an der Kapuze ist gut, weil es den Sitz etwas verbessert, aber das untere Bündchen würde ich in der Form nicht wieder annähen. Die Jacke ist auch etwas kurz. Und eigentlich taugt der Schnitt nicht für das etwas steife Softshell. Dafür war er auch nie gedacht, und deshalb sitzt die Kapuze ein bißchen komisch.
Wenn ich daher noch einmal einen Jawepu aus Softshell nähen wollen sollte, dann würde ich wahrscheinlich die Kapuze ändern, den Saum verlängern und kein Bündchen annähen. Andererseits entwickelt Schnabelina gerade einen eigenen Softshelljackenschnitt, und ich hoffe, dass er fertig ist, bis wir die nächste Größe brauchen. Vielleicht haben wir ja Glück.
Bis dahin funktioniert das aber schon ganz gut.

Donnerstag, 23. November 2017

Auch im Winter draußen sein. FO: Softshell-Hose nach Schnabelina.

Junior lernt laufen.
Junior will raus. Und laufen. Oder krabbeln. Oder im Dreck herumsitzen. 
Oder Bobbycar fahren. Was Kinder mit anderthalb so machen, auf dem Spielplatz. Das Novemberwetter interessiert ihn nicht.
Hier mit Tomten-Kurzmantel eingemummelt
Naja. So ganz stimmt das natürlich nicht. Kalte nasse Erde oder Steine an den Krabbelfingern findet er schon doof. Aber das hindert ihn nicht daran, draußen herumkrabbeln zu wollen oder sich beim Laufen üben immer wieder einmal abzulegen.
Und das ist ja auch alles gut und richtig und vor allem überhaupt kein Problem, wenn man eine Matschhose aus winterwarmen wasserabweisendem Softshell hat.
(Da die Hose quasi sofort und seitdem andauernd im Einsatz war bzw. ist, gibt es nur Bilder "in action". Sorry.)
 
Die Idee habe ich erstmals im Blog von Schnabelina aufgeschnappt und gleich nachgebaut.
Basis ist die Hose vom Jumpsuit (kostenloses Schnittmuster). Ich habe einen dunkelblauen Softshell in Jeans-Optik eine Nummer größer zugeschnitten (Größe 92) und an den äußeren Seitennähten je 3cm zugegeben. Das passt bequem über einen normale Hose. Außerdem habe ich am oberen Bund 2 cm zugegeben und ein extra-breites Bündchen angebracht - 15-20 cm sollten es schon sein, also 30-40 zuschneiden. Nach einigen Wochen im Dienst würde ich die Taille sogar noch höher machen - das Bündchen kann ruhig ganz unter den Achseln sitzen.
(Man kann natürlich auch einfach eine Latzhose nähen, aber das finde ich immer so umständlich beim An- und Ausziehen. Außerdem wollte ich das neue Material erst einmal mit einem kostenlosen Schnittmuster testen.)
 
Die Taschen sind eigentlich nur dekorativ, momentan benutzt er sie jedenfalls noch nicht. Ich habe sie mit weinrotem Bündchenstoff eingefasst und weinrot abgesteppt. Auch alle Nähte sind weinrot in der Nahtzugabe festgesteppt für einen rustikalen Jeanslook. 
Die Nähte sind nicht zusätzlich versiegelt, aber für unser Matschverhalten halten sie dennoch ausreichend dicht - vor einigen Tagen stand Junior in wirklich jeder Pfütze im Umkreis und kam dennoch mit trockenen Füßen heim.
Trockene Füße, da  ich auch hier wieder die Hosenbeine der (noch) zu langen Hose einfach unten zugenäht habe, um mir Schuhe oder Regenstiefel zu sparen. Er hasst Schuhe, und läuft noch nicht genug, um sie ihm aufzuzwingen, wenn er dann bei weiten Strecken ohnehin nur im Wagen sitzt.
 So trägt er Wollsocken oder Hausschuhe im zugenähten Hosenbein und kann gelegentlich wunderbar "barfuß" laufen üben - und hat trotzdem warme, trockene Füße. Perfekt.

Der gröbste Dreck wird nach der Heimkehr in der Badewanne von der Hose geduscht, bis zum nächsten Ausgang ist sie dann wieder trocken und einsatzfähig. Ab und zu kommt sie auch in die Waschmaschine und dort habe ich sie bisher einmal mit einem Spezial Imprägnierwaschmittel imprägniert. Bisher (nach 6 Wochen) ist sie trotz der extra Abnutzung an den Füßen immer noch dicht.
Bis die Hose in der Länge passt und gesäumt werden kann/muss, kann er dann hoffentlich auch gut genug laufen für richtige Regenschuhe...
Jedenfalls: Softshell-Hose? Würde ich wieder machen.

Dienstag, 21. November 2017

FO: Arya Tasche, die zweite.

Nachdem ich meine erste Arya ja verschenkt hatte, war die Schnabelina viel und gut im Gebrauch.
Allerdings ist sie von den Farben her eindeutig, wie soll ich sagen. Pink. Und passt nicht so gut zu meinem Wintermantel. Ich wollte noch eine Tasche in herbstlicheren Farben, und außerdem wollte ich eine eigene Arya.
Zum Glück gab es genau den gleichen Stoff, aus dem ich die erste Version genäht hatte, noch einmal in einem wunderschönen olivgrün. Da habe ich gleich mal zugeschlagen.
Dann hat es allerdings ganz schön lange gedauert, bis ich einen passenden Futter- und Kontraststoff dazu gefunden hatte. Und neue Eisenwaren, denn zu dieser Tasche wollte ich kein blankes Silber, sondern ein mattiertes Altmessing. 
Ein wunderbar rötlich-warmes Leder hatte ich noch - und irgendwann ging dann alles ganz schnell.
Tasche zuschneiden und mit dem bei der Schnabelina bewährten Polstervlies kaschieren - einfach an den Kanten (inkl. Nahtzugabe) mit Zickzack aneinandernähen - und dann "normal" weiterarbeiten.
Die Außentasche habe ich mit zwei Lederstückchen an den Reißverschlussenden verziert, 
die Innentasche ist diesmal auch eine Reißverschlusstasche, das finde ich praktischer.
 Der diagonale Verschluss hat diesmal zwei Reißverschlussfüßchen, sodass ich von der Mitte aus in beider Richtungen öffnen kann - das bewährt sich bereits.
Statt zweier kurzer Henkel gibt es einen langen Schultergurt. Der ist (noch) etwas suboptimal - am besten wäre es wohl gewesen, zwei lange Lederstreifen gegeneinanderzunähen, aber dafür hatte ich nicht genug von dem Leder -auch so ist der Streifen schon gestückelt. Also habe ich von dem 5 cm breiten Streifen bloß die Kanten nach innen genäht, um etwas mehr Stabilität zu erhalten. 
Das reicht aber noch nicht, noch ist der Gurt zu elastisch. Wenn die Tasche eingetragen und der Gurt ausgeleiert ist, werde ich ihn noch einmal kürzen. Und nochmal neue Nieten einschlagen, räusper. Und vielleicht kommen noch kurze Griffe dazu. Mal sehen.
Dazu gibt es noch einen dicke Troddel als Taschenbaumler für den RV außen, und eine zweite Troddel für einen neuen Schlüsselanhänger für mich.
Wenn ich den nicht in der Manteltasche habe oder in der Tasche vergrabe, dann kann ich ihn ebenfalls wie einen Baumler außen an einen der Ringe haken. Mal sehen, was sich im Alltag bewährt.
Ich bin jedenfalls sehr zufrieden mit meiner neuen Tasche! Es geht so unendlich viel rein, ohne dass sie vollgestopft aussieht. Die Farbe ist wunderschön, meine Reißverschlüsse werden immer besser, nur zu meinem -anders grünen- Wintermantel passt diese Tasche auch nicht optimal... Aber das lässt sich bestimmt ändern. Ich habe da schon etwas vorbereitet. 
Projekte, Projekte... sie gehen einem nicht aus.

Dienstag, 24. Oktober 2017

Laufen lernen. Leder nähen.

Ein Kind, das laufen lernt, braucht erstmal keine Schuhe.
Soweit sind sich alle einig: barfuß ist am besten!
Ab jetzt kommen die Ausnahmen, die in unserer modernen Welt so gelten -und die dem Schutz zarter Babyfüßchen vor Scherben, Unrat und allzu kalten Temperaturen dienen.
Dafür gibt es dann Lederpuschen.
Und dafür kann man in Windeseile wirklich erstaunlich viel Geld ausgeben.
Oder an die Kiste mit den Lederresten gehen und das Internet befragen.
Ich habe es, weil ich ja immer alles anders machen muss, mit einem etwas ungewöhnlichen Schnürstiefelprojekt versucht, nämlich den "Modern DIY Leather Baby Boy Boots" - einer kostenlosen Anleitung von Delia Creates.
Wobei Anleitung es natürlich nur so halb trifft - eher so Hinweise.
Ich habe bisher zwei Versionen genäht, die beide nur so halb super sind.
Bei der ersten Version in braun habe ich mich ganz genau an die Anleitung gehalten, aber es sieht merkwürdig aus, wenn die Naht außen liegt, das Füttern der Schuhe mit Filz/gefilzter Wolle war meines Erachtens auch nicht nötig und für die korrekte Platzierung der Ösen für die Schuhlöcher gibt es auch keine Markierung.
Bei der zweiten Version in blau musste ich zudem die Schuhgröße ändern. Ich habe dazu eine andere Puschenanleitung genommen und die Sohle in der richtigen Größe gewählt. Man kann natürlich auch einfach um einen ruhig stehenden (hahahahahah) Babyfuß herummalen. Und dann habe ich das zweite Schnittmusterteil in der Mitte auseinandergeschnitten und um ca 4 cm verlängert.
Auf der Sohle habe ich markiert: a) die vordere und hintere Mitte sowie b) den Beginn und die seitliche Mitte. Dann wird es beim dreidimensionalen Stecken und Nähen etwas einfacher.
Die rauhe Seite der Sohle soll aussen sein. Den Rest des Schuhes wollte ich in Glattleder. Man muss sich vorher merken, was jeweils die "rechte" und was die "linke" Seite werden soll - Hauptsache, man hat je zwei gegengleich Teile.
Leder kann man nicht gut mit Stecknadeln heften - zum einen ist das oft dick und mühsam, zum anderen bleiben die Löcher sichtbar. Besser sind solche Klammern. Wäscheklammern gehen auch.
Man beginnt am Start: Die Sohle hat auf der inneren Mitte eine Markierung, die der unteren Kante des "Hakens" entspricht. Dann einmal rundherum, bis der gerade Teil den Anfang um etwa 2 cm überlappt. Bei der Sohle liegt die rauhe Seite oben, beim zweiten Schnittteil auch.
Mit Ledernadel und Lederfüßchen einmal rundherum steppen. Langsam in den Kurven, dann wird das auch was. (Bei meinem linken Schuh ist die Ferse leider zu eng geworden. Das sitzt ganz schlecht.) Naht zurückschneiden und wenden.
Für den zweiten Fuß wiederholen und schon sehr zufrieden sein.  Allerdings klafft die Öffnung doch sehr auf, was dazu führt, dass der Schuh sofort vom Fuß rutscht (oder gezogen wird). Als Befestigung muss man sich irgendwie an den gegenüberligenden Fußrückenteilen zwei Punkte markieren und Ösen durchjagen.
Mein Schnürsenkel ist aus Elastikband und etwas frickelig am Anfang und Ende festgesteppt.
Mit diesem zweiten Paar bin ich schon relativ zufrieden. Wie gesagt, die linke Ferse ist zu schmal, der ganze Schuh ist dadurch zu eng und passt nicht gut - eigentlich müsste ich das nochmal machen.

Aber - natürlich trägt Junior ohnehin nie Schuhe. Im Haus maximal Stoppersocken (auch die sind eine Zumutung). Und für das reale Herbstwetter da draußen gab es neulich die ersten "richtigen" Lauflernschuhe. Mit Sohle und allem drum und dran.
Ich glaube, wir müssen bald einen Kredit aufnehmen.

Donnerstag, 5. Oktober 2017

FO und Fazit: Lavandin Pullover in petrol.

Ein Pullover ist fertig geworden, ganz neu und frisch von den Nadeln...
Mit Einbruch des Herbstes, also irgendwann Anfang August, fiel mir wieder einmal auf, dass Junior wächst wie Unkraut, der Sommer wohl dieses Jahr nicht mehr kommen würde, und das arme Kind nur einen einzigen warmen Wollpullover im Schrank hat. Skandal!
Gut, da sind noch einige Pullunder, und Genscher passt auch noch sehr gut, aber der warme Winterpullunder wird eindeutig zu kurz, und man braucht ja auch was mit Ärmeln.
selbst wenn das Bündchen nicht hochklappen würde (grrr), wäre das zu kurz
Der rote Laurits war zu diesem Zeitpunkt der einzige Wollpullover. Inzwischen ist ja auch der grüne Laurits hier wieder angekommen, und wird fleißig getragen. Aber das wusste ich Anfang August noch nicht, und so entschloss ich mich zur Adaption eines hübschen, klassischen Pullovers aus meiner geschätzten Bouton d'Or No 14. Auch wenn diese Zeitschrift inzwischen gute 10-12 Jahre alt ist, sind die meisten Modelle so klassisch, dass sie im wahrsten Sinne des Wortes zeitlos sind.
Hier jedenfalls wollte ich mich an einem einfachen Zopfpullover des Themas "Lavandin" versuchen.
Und natürlich alles Klimbim weglassen - was soll das mit den drei Farben? Kann man machen, wenn einem das Garn ausgeht, sieht dann aber nicht besser aus.
Als Garn wollte ich wieder die Merinowolle von Fairalpaka verwenden, ein wirklich schönes Garn, weich und günstig. Zufällig *hust* hatte ich 300g in "Deep Ocean" - einem dunklen, leuchtenden Petrol - im Stash.
Da dieses Garn etwas dünner ist als das Original, musste ich umrechnen, aber glücklicherweise lagen ja dank der Lauritse genügend aussagekräftige Maschenproben vor. Und auch für die anderen geplanten Änderungen fühlte ich mich inzwischen erfahren genug. Es konnte also losgehen.
Das Muster:
Der Pullover "Lavandin" ist ein klassischer Aran-Pullover - Rundhals, mit einem schönen, keltischem Zopf auf der Brust und eingesetzten Ärmeln.
Wenn das Muster einmal richtig aufgesetzt ist, ist das nicht schwer, ein:e Anfänger:in kann das als erstes Zopfprojekt gut nehmen. Der Pullover wird flach in Teilen gestrickt und am Schluss zusammengenäht, was ich nicht schlimm finde (es gibt ja Menschen, die das hassen). Mich stören die Nähte nicht, und bei Zöpfen mag ich es, dass die Rückreihen in der Regel dumpfes Strick-was-kommt Reihen sind.
Technik:
Der Großteil des Pullovers ist glatt rechts, aber natürlich gibt es gerichtete Abnahmen und einfache Zöpfe. Es hilft, wenn man ohne Zopfnadel zopfen kann, das ist nicht schwer und wird in zahlreichen Videotutorials erklärt.
Die Wolle:
Das fairalpaka Merino-Garn gibt es bisher nur in der Stärke DK, also etwa 120m/50g. Die Farben sind alle babysicher mit ÖkoTex 100 zertifiziert und garantiert mulesing-free (also ohne Tierquälerei). Es wird nur online im 300g Gebinde verkauft, aber das passt für einen Kinderpullover ja ganz gut, und die Reste kann man bei Ravelry oder Facebook tauschen. Dafür ist der Preis unglaublich günstig. Die Farbe kommt übrigens auf keinem der Fotos auch nur annähernd rüber. Sorry. Glaubt mir, dass sie wunderbar leuchtet.
Änderungen:
Da mein Garn aber dünner war als vorgesehen, musste ich mehr Maschen aufnehmen und brauchte etwas, um den Zopf schön zu zentrieren. Im Nachhinein hätte ich die zu verzopfenden Rippen wahrscheinlich auch 3M breit machen sollen, damit das Muster weiterhin etwa ein Drittel der Fläche einnimmt - bei mir sind es höchstens 25% - aber hey - irgendwas ist ja immer.
Ich habe die linke Schulternaht offen gelassen, falls der Kinderkopf zu dick ist, und mit einem einfachen Jersey-Druckknopf verschlossen.
Die Ärmel sind von oben eingestrickt, weil ich mir die Umrechnerei mit der Armkugel nicht antun wollte, und weil es immer besser ist, wenn man (wie auch hier geschehen) doch noch ein paar Zentimeter Ärmellänge anstricken will.
Dazu merken: rund um das Armloch nur jede zweite Masche aufnehmen, und dann mit short rows bis zur Achsel die Armkugel einstricken. Dann entweder in Runden, oder wie ich in Reihen fertig stricken (Nahtmaschen nicht vergessen). 
Mit der nachträglichen Verlängerung der Ärmel bin ich richtig unzufrieden, und vielleicht ändere ich das auch noch einmal. Tatsächlich habe ich meinen eigenen Berechnungen nicht geglaubt, sonst hätte ich von vorneherein 10 Bündchenreihen mehr gestrickt. Grmpf. Wenn man keine Lust hat, die Abkettkante wieder ordentlich aufzudröseln, dann sieht das halt sch...lecht aus.
Naja. Umgeklappt geht's halbwegs, und am Kind sieht es ohnehin keiner. Dazu müsste er ja stillsitzen. Merkste selbst.
Schön finde ich, wie das Muster aus den Rippen wächst, auch wenn das heißt, dass man schon beim Aufsetzen des Rippenmusters höllisch aufpassen muss. Leider habe ich beim ersten Mustersatz die Strickschrift falsch gelesen, und zwei Reihen zu spät verzopft, aber das habe ich jetzt als Designelement akzeptiert.

Was mir bei der Anleitung nicht so gut gefallen hat, waren die Abnahmen an den Armlöchern. Drei Maschen vom Rand entfernt ist vielleicht doch etwas übertrieben, das würde ich nicht wieder machen. Und vielleicht liegt es an meiner Umrechnerei, aber nächstes Mal würde ich die Abnahmen über mehr Reihen strecken, statt 3 zusammenzustricken. Das sieht knubbelig aus.
Und mein Halsauschnitt ist zu weit abgekettet und sieht ausgeleiert aus. Aber von diesen Kleinigkeiten mal abgesehen - ein sehr schöner Pullover, der hoffentlich zwei Winter (und den Sommer dazwischen, wenn das so bleibt) gute Dienste leisten wird. 
Junior kann sehr wohl stillsitzen. Dann werden bloß die Fotos nicht schön..

Die harten Fakten:
"Pullover Lavandin" aus der Bouton d'Or No14 (vergriffen)
angefangen:  11. August 2017
fertiggestellt:  19. September 2017
Garn:  fairAlpaka Baby Merino 120 Superwash  (deep ocean heather)
verbraucht: 247 g
Größe/Maße:
Brustweite:  34 cm
Saum bis Achsel:  24 cm
Saum bis Schulter: 39 cm
Halsweite:  13 cm
Ärmel bis Achsel: 22 cm
 Laut Anleitung soll das einem vierjährigen Kind passen. Meinem anderthalbjährigen ist es zwar noch etwas zu groß, aber nun ja. Ich schätze das Ergebnis auf eine bequem-weite 98.
Passt schon, und hoffentlich noch länger
Nadeln: fest gestrickt mit 3mm Chiaogoo Lace Nadeln. 
Maschenprobe:
etwa 27 M auf 40 R = 10x10 cm
weiteres Material: Stopfnadel/dicke Sticknadel zum Vernähen, ein Jerseydruckknopf
Kosten: etwa 3,60 Euro pro Knäuel Wolle - ca. 18 Euro