In letzter Zeit habe ich mich nicht sehr wohl gefühlt in meiner Haut. Zum Teil hat das natürlich mit der Trauer zu tun. Zum Teil liegt es auch daran, dass ich in den letzten drei Jahren - seit Beginn dieses Blogs - kontinuierlich zugenommen habe. Und das wiederum hat nur bedingt mit der Schilddrüse zu tun.
2010 war es der Stress mit den Hochzeitsvorbereitungen (es mag Leute geben, die durch Stress abnehmen - ich gehöre nicht dazu), 2011 war es die Fertigstellung der Doktorarbeit (ich brauche zum Denken Kohlehydrate - bilde ich mir zumindest ein), 2012 dann die Schwangerschaft...
Dazu kam ein zunehmend "sesshafter" Lebensstil. Zwar habe ich "Sport" gemacht, bin fleißig mehrmals die Woche ins Studio zu einem Kraft-Ausdauer-Zirkel... aber ausschlaggebend war wahrscheinlich unsere wunderbare, urban-zentrale Wohnsituation. Bin ich "früher" täglich mit dem Fahrrad ins Büro (und überall sonsthin) gefahren, wohnte ich nun gegenüber einer Straßenbahnhaltestelle. Alles im Umkreis von drei Haltestellen (Kurzstrecke) konnte ich zu Fuß erledigen, ansonsten sprang ich einfach in die Tram. 2011 habe ich mich fast ausschließlich im Umkreis von 150 m rund um die Haustür bewegt - es war alles da! Ein Traum! Aber das Fahrrad war eingemottet. Zur Arbeit muss ich ohnehin zwei Stunden mit dem Zug fahren.
(Als ausgesprochener Sportmuffel ist es für mich wichtiger, "normale" Bewegung (=Radfahren als Fortbewegungsmittel) in den Alltag zu integrieren, als mich voll guter Vorsätze zu irgendeinem Sport zu quälen. Und glaubt man ernstzunehmenden Studien, ist es auch effizienter. Insofern zieht der Umzug in das kleine Haus am Stadtrand neben dem Apfelbaum noch einen weiteren ungeahnten Vorteile für meine Lebenssituation nach sich...)
Durch die stetigen Zunahmen hatte ich aber sehr bald keine Lust mehr aufs Einkaufen. Ich kaufe gerne klassische Sachen in guter Qualität mit der Absicht, diese dann so lange zu tragen, bis sie auseinanderfallen.Wenn man nun ständig im Kopf hat, dass alles sowieso nächstes Jahr nicht mehr passt, verliert man ein bisschen die Lust am shoppen. Letztes Jahr habe ich mich damit getröstet, das Umstandskleidung nunmal "Übergangskleidung" ist, und das Stillen ja "zehren" würde. Dazu kam es ja nun leider nicht. Und so hatte ich nun wirklich nichts mehr anzuziehen. Und wenn
alles kneift, inklusive der Schuhe (!) (eine Nebenwirkung der Schwangerschaft, mit der ich
nicht gerechnet hatte) - tja. Kein Wunder, dass ich mich nicht mehr wohl gefühlt habe.
Nun habe ich irgendwann mal auf die harte Tour gelernt, das ein krampfhaftes Beharren auf einer Es-sollte-aber-so-sein-Wunschvorstellung mich nicht weiterbringt. Ich muss der Situation ins Auge sehen.
Fakt ist: Ich fühle mich nicht wohl in meinem Körper.
Was kann ich dagegen tun?
Hier ist die Strategie/Vorsätze für 2013:
1. Like yourself. Bodypositivity ist ein wichtiger Schritt sich selbst zu akzeptieren. Diäten machen (nachweislich) dick(er), aber sich gesund und ausgewogen ernähren, das sollte schon drin sein. In meinem Fall heißt das: Gemüse und Obst als "Sattmacher", weniger Kohlehydrate.
2. Lernen, Stress nicht über Essen (oder Kochen) abzubauen. Ich habe eine latente Essstörung, ich weiß das seit mindestens einem Jahr. Kann ich lernen (mit Unterstützung), damit umzugehen, ohne den Spaß am Kochen und den Genuß am Essen zu verlieren?
3. Mehr Bewegung im Alltag. Siehe oben.Und vielleicht doch ein Schwimmkurs? Zusammen mit Punkt 1 und 2
kann das vielleicht sogar zu einer Gewichtsabnahme führen - ich würde mich auch darüber freuen. Aber nicht zuletzt wegen 2 kann und will ich meinen Kopf nicht mit unnützen Diäten belasten. Der
Verzehr und vor allem auch
der Genuß von Essen ist nicht unmoralisch ("Sünde"), ganz im Gegensatz zur Produktion (Massentierhaltung).
4. Like yourself. Sei gut zu Dir. Wenn mir alles zu eng ist, dann kaufe ich eben neue Sachen (Luxus eines Doppelverdienerhaushaltes!) - gezielt, Basics, und vor allem so, dass sie JETZT passen. Denn ich muss mich JETZT wohlfühlen, und nicht in einem halben Jahr (wenn die alten Sachen vielleicht wieder passen - oder auch nicht.) Zum Glück bin ich inzwischen alt genug um ziemlich genau zu wissen, was mir passt und was mir steht.
Und daraus folgt für dieses Blog:
5. Knit "vintage", denn es gab eine Zeit, als Mode dreidimensional für Echte Frauen(TM)* entwickelt wurde, und nicht für Zeichnungen oder Kleiderbügel.Viele der "vintage inspired" oder "original vintage" Schnitte und Formen stehen mir gut, weil sie Kurven berücksichtigen und nicht
kaschieren wollen.
und
6. Knit from stash, denn trotz Doppelverdienerhaushalt habe ich jetzt erstmal genug Geld für neue Hosen, Blusen und Schuhe ausgegeben.
Kurz vor Weihnachten habe ich daher die wunderschöne Strickjacke
"Audrey in Unst" aus der
Twistcollective vom Herbst 2009 angeschlagen. Sie erfüllt die Kriterien "klassisch", "bürotauglich", "kann mit Bluse getragen werden" und dank der (bis heute) 952 fertiggestellten Projekte in Ravelry konnte ich schon vor dem Anschlagen feststellen, dass die Jacke auch in den großen Größen gut sitzt.Außerdem läßt sich die "Unst lace" - eine Art Wickelstich, bei dem drei Maschen mit einer abgehobenen Masche überzogen und gebündelt werden - mit dem inzwischen
gut abgelagerten, gefachten Garn der Hamburger Wollfabrik (in schwarz) arbeiten.
Dank der Feiertage und einiger Folgen
Agatha Christie's Poirot bin ich auch schon ziemlich weit gekommen. Sobald es mal sowas wie Licht gibt, versuche ich Euch mehr darüber zu erzählen!
Jetzt aber heißt es wieder:
Wer bloggt, strickt nicht...
*Echte Frauen (TM) gibt es in allen Kleidergrößen, nicht nur ab Größe 44 aufwärts! Ich meine damit, dass wir alle unterschiedliche Körperformen haben und nicht nach EU-Din-Norm geboren werden. "Früher" -wann immer das war, also als Maßfertigung von Kleidungsstücken noch weiter verbreitet war, war das sowohl den Herstellern als auch den Kunden noch bewußt: wenn ein Kleidungsstück nicht passt, ist es
nicht Deine Schuld, weil
Du so einen komischen Körper hast, sondern der Fehler liegt im Design oder der Herstellung - und muss
dort behoben werden.
Nicht bei Dir!