Sonntag, 25. Oktober 2015

Konkrete Hilfe. Das Eindringen der Realität in die flauschige Bloggerwelt.

Die Strick-und Nähblogwelt ist eine heimelige, kuschelige, wohlig-wollig-weiche Welt. Ich bin sehr gerne hier.
Die "richtige" Welt da draußen wird gerade immer kälter. Das liegt leider nicht nur an der Jahreszeit. Auch die Nachrichten machen mir zunehmend Sorgen. Ein Jahr Pegida, und die Normalität fremdenfeindlicher Äußerungen. Das Anzweifeln von Grundrechten. Das Aufwiegen von Not mit anderer Not - gegeneinander ausgespielt. Die Sprache, die verschleiert, dass es um konkrete Menschen geht. Brennende Häuser. Der Zunahme von undemokratischen Versuchen, Politik nicht an der Wahlurne, sondern mit dem Messer (oder Galgen?) zu gestalten - im Namen der Demokratie.
Glücklicherweise gibt es auch viel Wärme in dieser Zeit. Es gibt zahllose freiwillige Helferinnen und Helfer, die Kleidung sortieren, bei Behördengängen helfen, bei der Erstversorgung unterstützen, Menschen bei sich zu Hause aufnehmen. Es sind diese Menschen, mit denen ich mich in meiner kleinen Filterblase umgebe, mit denen ich mich wohl fühle. Es sind diese Nachrichten, die ich lesen will - nicht die zweifelnden, dräuenden, warnenden.
Nein, ich mache mir keine Illusionen über die Herausforderungen, über die finanziellen, sozialen und gesellschaftlichen Kosten, die uns noch bevorstehen. Aber ich glaube an die Macht des positiven Denkens und an selbsterfüllende Prophezeiungen, und deshalb ist mir Frau Merkels "Wir schaffen das!" allemal lieber als das unheilvolle Gemunkel von "das Boot ist voll" - hatten wir nicht gerade noch Fachkräftemangel, Lehrlingsmangel, rückläufige Bevölkerungsentwicklung, wer soll mal unsere Renten zahlen? Nein, einfach wird es nicht. Aber tatsächlich kennen ich keine einzige Person, die wegen irgendeines Flüchtlings bisher einen konkreten Nachteil hatte. Im Gegenteil - bisher kann man die Katastrophe noch ganz gut ausblenden. In meiner Welt kommen Flüchtlinge bisher nicht vor.

Das wird sich nun ändern. Ab morgen werde ich drei jungen Frauen aus Eritrea Deutschunterricht geben. Eine von ihnen war auf der Flucht schwanger und hat vor ca. 2 Monaten hier in Deutschland ein kleines Mädchen geboren. Ich kann mir gar nicht vorstellen, wie das für sie war! Wie ich sie kennengelernt habe und wie es dazu kam, dass ich ihnen helfen kann, könnt Ihr drüben nachlesen - hier und hier habe ich es erzählt. Ich freue mich jedenfalls auf die Deutschstunden, und bin auch ein bisschen aufgeregt. Wahrscheinlich werde ich aber mehr (und ganz andere Dinge) lernen, als meine drei Schülerinnen. Schon heute weiß ich mehr über Eritrea als vor einer Woche... :-)

Aber. Dies ist ja, bei aller politischen Realität, ein Handarbeitsblog. Daher:
Zum Kennenlernen habe ich dem kleinen Babymädchen ersteinmal wollige Wärme für Füßchen und Köpfchen mitgebracht - die junge Mutter hatte ja faktisch nichts. (Inzwischen hat sie dank ihrer super Hebamme einen Kinderwagen, ein Tragetuch, und vielerlei gespendete Kleidung. Aber etwas Selbstgestricktes war noch nicht dabei.)
Die Saartje-Booties sind ja meine Klassiker und hier fliegen immer ein paar herum, falls irgendwo ein Baby kalte Füße kriegen könnte. (Note to self: jetzt nicht mehr - Schublade auffüllen!)
Und für warme Ohren im drohenden Winter ist diese Mütze sicherlich nützlich. Rot steht ja jedem Kind, und mit einem Knäuel Lana Grossa Bingo, das hier noch herumflog, ist die  "Little Heaume" nicht nur an einem Abend gestrickt, sondern auch super niedlich und zugleich sicherlich mollig warm. Mal sehen, ob ich demnächst noch ein Tragefoto nachliefern kann...

Damit Baby's Mutter, ihre Freundin und eine weitere junge Frau - meine drei Schülerinnen - morgen im Unterricht auch richtig mitarbeiten können, habe ich zudem drei Sätze Schreibzeug-Grundausstattung besorgt. Jede bekommt erst einmal einen College-Schreibblock, eine Packung Buntstifte, farbige Kugelschreiber, ein Lineal, einen Spitzer und Radiergummi.
Und damit sie das alles aufbewahren können, habe ich rasch drei einfache Federtaschen genäht - die Stoffe und sogar die Reißverschlüsse sind noch von der Kissenaktion übrig, und damit sie gleichwertig, aber doch unterschiedlich sind, habe ich bei allen drei Taschen die gleichen Materialien verwendet - einmal ist der weiße Stoff außen, zweimal Futter, und die letzte Tasche habe ich zur besseren Unterscheidung noch mit einem Rest Webband verziert.
Für die Taschen habe ich Stoffrechtecke im Format von ungefähr 25 x 13 cm zugeschnitten und nach dieser feinen Anleitung zusammengenäht.

Das ging bei der dritten Tasche schon deutlich schneller als bei der ersten, aber von der angekündigten Viertelstunde Nähdauer bin ich doch noch etwas entfernt. 25 Minuten, würde ich sagen, inklusive Tüddelei.
Morgen ist Übergabe, dann haben wir die erste Deutschstunde. Ich bin gespannt.

Freitag, 23. Oktober 2015

FO und Fazit: Puerperium Babyjäckchen.

Der Drang, schnelle kleine Dinge zu stricken ist groß. Zum Glück kriegt alle Welt Babies, und auch meine Schwägerin brütet schon wieder etwas aus. Offenbar soll es ein Junge werden, und da die letzten Male eher Nichten en vogue waren, herrscht auch Bedarf nach jungstauglichen Strickwaren.
Wobei ich ja ohnehin bei Babysachen für Unisex bin. Schließlich soll man das Zeug an Geschwisterchen, Vettern und Cousinen vererben können müssen. Sie tragen es ja alle nicht lange.

Jedenfalls soll es nicht heißen, ich hätte in den letzten Jahren nichts dazugelernt oder nicht zugehört. Moderne Babies leben in Wohnungen mit Zentralheizung und brauchen nicht wärmendere Kleidung als die Großen. Nur gut also, dass ich noch jede Menge von dieser grauen Merino-Baumwoll-Mischung übrig habe, nicht zu warm und superweich für zarte Babyhaut.

Das Muster:
Ich habe mich für einen Klassiker entschieden - das Puerperium Babyjäckchen, das in der kleinsten Größe als kostenlose Anleitung erhältlich ist. (Eine ebenfalls erhältliche Kaufanleitung beschreibt mehrere Größen und unterschiedliche Garnstärken.) Es handelt sich um ein vom Hals abwärts gestricktes Raglanjäckchen, das an der Seite geknöpft wird, sodass Baby nicht auf den Knöpfen liegt, wahlweise mit kurzen Ärmeln, geraden Ärmeln oder leicht zulaufenden Ärmeln. Ein wunderbares Grundmuster, das bei schlichter Ausführung entweder die Knöpfe wirken lässt oder sich wunderbar für Muster, Verzierungen, Stickereien oder sonstiges Dekor eignet. Der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.
Technik:
Wer schon einmal einen Raglan von oben gestrickt hat, wird keine Probleme mit der Anleitung haben. Einfache links und rechts gerichtete Zunahmen, einfache Knopflöcher (yo, k2tog), ansonsten alles glatt rechts gestrickt. Nur die mitgestrickten Blenden sind kraus rechts - noch einfacher. Und weil es sich um die kleinste Babygröße handelt (bis 6 Wochen) ist es auch superschnell fertig gestellt - ein richtiges Anfängerstück.
Die Wolle:
Das Garn stammt von der Hamburger Wollfabrik und ich habe von der ausnahmsweise verzwirnten Mischung aus 70% Merino und 30% Baumwolle damals ganze vier Konen gekauft. Und das kleine Jäckchen hat diese Menge kaum verringert. Wunderbar zu verstricken und herrlich weich, das ideale Kindergarn.
Änderungen:
Die Anleitung ist für Garn in Aran-Stärke geschrieben, was sicher sinnvoll ist, wenn man den Säugling in einer unbeheizten Wohnung schlafen lässt... ich halte es für zu warm. Und da mein Garn eher "fingering"-Stärke entspricht, habe ich die Maße etwas adaptiert. Zum Glück hinterlassen manche Menschen ihre Notizen bei Ravelry...
Ansonsten habe ich erstmal ohne Macken ganz schlicht heruntergestrickt. Das nächste Mal lasse ich mir mehr einfallen. So ist es ganz klassisch - und die Knöpfe bekommen ihren Auftritt.

Die harten Fakten:


angefangen: 18. Oktober 2015
fertiggestellt:  21. Oktober 2015
Garn: HWF Mischung aus Merino/Baumwolle
verbraucht: etwa 70 g
Größe/Maße: Brustweite 24cm, Länge 23 cm, Ärmellänge 20 cm = etwa 6 Wochen
Nadeln: Bambusrundstricknadeln 3mm
Maschenprobe: 22M x 34 R = 10x10 cm
weiteres Material: Stopfnadel/dicke Sticknadel zum Vernähen, 7 Knöpfe
Kosten: etwa 3 Euro für das Garn, Knöpfe etwa 60 Cent x 7 = 4,20 Euro -- etwa 7 Euro 20 Cent.

Mittwoch, 21. Oktober 2015

Unboxed.

Als ich neulich mit Euch das hübsche Wollpaket vom mylys in Hamburg geöffnet habe, gingen die Spekulationen auf Eurer Seite ja schon los. Leider war das damals ein Handyblogpost unter Zeitdruck, daher konnte ich nicht so viel zu der Wolle sagen.
Es fing alles damit an, dass bei mylys Sommerschlussverkauf war, und ich gedachte, ein Schnäppchen zu machen.
Da ich aber inzwischen sicherheitshalber 1kg Wolle pro Pulloverprojekt kaufe (ja, das ist großzügig bemessen, aber man will ja auch nicht auf den letzten Metern ohne Garn dastehen), habe ich im Endeffekt für meine Wunschgarne den normalen Preis ausgeben müssen - seufz. So geht das: erst wird man im "Sale!!!"-Modus angefixt, dann muss man einige Strängchen nachbestellen... Nuja.
Jedenfalls habe ich jetzt jeweils ein Kilo Cascade 220, bei Ravelry ein absolutes "workhorse-yarn" in der gloriosen Farbe "Erpel" (mallard). 
Und ein Kilo Schoppel Wolle Relikt in einem stumpfen Braun namens "Mokkamelange".

Dieses soll mal eine Gwendolyn oder ein ähnlich rustikaler Zopfpullover werden - ich liebe die Kapuze, würde sie aber wahrscheinlich unpraktisch finden. Vielleicht auch eine Zopfjacke? Mal schauen.
Die Cascade hingegen soll zu einem echten Meisterstück werden.
Vor anderthalb Jahren traf ich eine nette Frau, die einen fantastischen Woll-Strickblazer in einem senfgelben Rippenmuster trug, der ihr so ausgezeichnet stand, dass ich sie gleich darauf ansprechen musste. Wir haben in den folgenden fünf Wochen sehr viel zusammen gestrickt, leider habe ich ihre E-mail-Adresse verschlampt...
Seither möchte ich auch so einen kleidsam-bequemen Strickblazer. Nur eben nicht in senfgelb. Und nicht in Rippen. Aber dafür ziemlich genau so, wie Hinterm Stein ihr Masterpiece entworfen hat. Sie ist ja ohnehin eine der tollsten Designerinnen auf Ravelry, ich habe die Hälfte ihrer Sachen in meiner Queue, einfach alle sind elegant, zeitlos, tragbar und überhaupt. Und eine Freundin aus dem Stricktreffen strickt gerade sehr viel von ihr und ist von den Anleitungen begeistert.
komischer Blaustich...
Hier also eine erste Maschenprobe der Cascade - die ein empfohlenes Garn für die Anleitung ist - und der feste Entschluss, demnächst eine schicke neue Strickjacke zu haben.
Die Jacke wird (leider, denn das wird irgendwann umständlich groß) in einem Stück nahtlos von oben gestrickt, und ich habe bereits den zweiten, diesmal erfolgreichen Anlauf hinter mir, die Schulterpartie zu stricken.
Und dann verlies mich die Stricklust.
Umpf. Ich kann mich gerade nicht aufraffen. Durch die viele "Vokabellernerei" für die Iso-Normen hat sich endlich einmal das blöde Überbein auf meinem linken Handrücken zurückgebildet, und überhaupt will ich kleine, schnelle Erfolgserlebnisse.
Vielleicht muss ich mal mit meiner Schwägerin telefonieren, da ist doch im März ein neuer Neffe (oder Nichte) fällig? Seufz.
Mag mir jemand ein Meisterstück stricken?


Dienstag, 20. Oktober 2015

FO und Fazit. Fugue. Mütze.

Um gegen das Schmuddelwetter gerüstet zu sein und mein Winteroutfit aus Schal und Handschuhen komplett zu machen fehlte mir nur noch eine Mütze. Etwa ein bis anderthalb Knäuel von jeder Farbe der dänischen Nesselwolle war ja noch übrig...
Die Wahl fiel schnell auf ein fair-isle Projekt, da das versprach, etwas wärmer und winddichter zu sein - immerhin handelt es sich um eine recht dünne Sockenwolle. Endlich die Gelegenheit ein Projekt anzuschlagen, dass bereits seit Ewigkeiten in meinen Favorites by Ravelry ist: Fugue
von Kate Davies.
(Ich liebe Kate Davies! Sie macht wunderbare, sehr tragbare Designs, und ich wollte schon lange etwas von ihr stricken... Ihr "Deco"  zum Beispiel ist schon lange in meiner Queue. Auch Ihr Blog ist immer lesenswert, und neuerdings produziert sie sogar ein eigenes Garn!)
Das Muster:
Die Anleitung "Fugue" ist eine Kaufanleitung für ein Set aus Fausthandschuhen und Mütze, wobei mir gerade auffällt, dass wir im Deutschen ja kaum unterscheiden zwischen "Beanie", "Slouchie" oder "Tam"... dieses hier jedenfalls fällt in die letzte Kategorie, wahrscheinlich würden wir es Barett oder Baskenmütze nennen - eine etwas weitere Form, die über einem Teller in Form geblockt wird. Ein zweifarbiger "Latvian Braid" oder "Vikkel Braid" oder Lettischer Zopf (?) grenzt das Bündchen vom einfachen, aber effektvollen grafischen Muster ab. Bei mir wird das durch den geringen Kontrast der Farben etwas abgemildert, kommt aber trotzdem gut rüber. Die betonten Abnahmen für die Krone bilden einen siebenzackigen Stern. Die Anleitung ist klar geschrieben, mit gut erkennbaren Strickschriften und gut erklärten Techniken. Hübsches Layout und Fotos mit erkennbaren Strickwaren sind ihr Geld wert.
Technik:
Neu war für mich vor allem der "Vikkel Braid", der überhaupt kein Zopf ist und tatsächlich ganz einfach zu stricken ist. Das wollte ich schon länger mal ausprobieren. Er entsteht über vier Runden, wobei der Zopf-Effekt durch Linksmaschen und die Art des Fadenverschlingens entsteht. Das geht schnell und macht was her! Das zweifarbige Muster habe ich in bewährter Manier mit Hauptfarbe links, Kontrastfarbe rechts gestrickt, und da ich genug Weite hatte auch nicht einmal auf links gedreht. Die Abnahmen erfolgen als betonte Doppelabnahmen und zwar immer so, dass das dunklere Garn oben bleibt, sodass sich die Sternzacken bilden.
Die Wolle:
Zur Wolle muss ich ja wohl nichts mehr sagen - ein Sockengarn mit Nesselanteil der Firma Onion. Sehr stabil, wunderbar glatt, schön zu verstricken und 100% Natur. Ich mag es sehr gerne.
Änderungen:
Da mein Garn aber deutlich dünner ist als das in der Anleitung vorgesehene "Sportweight" habe ich doch einige Änderungen vornehmen müssen. Zum Einen habe ich statt 114 insgesamt 140 Maschen angeschlagen, und zum anderen auf 240 Maschen (=10 Mustersätze statt 8) zugenommen, um die benötigte Weite zu erhalten. Auch in der Höhe habe ich um einen Mustersatz von 16 Reihen verlängert. Leider ging mir so in den letzten fünf Runden das Kontrastgarn aus - hätte ich mal mehr dunkle Fingerspitzen gestrickt! - und so endete meine Mütze mit einem etwa Zwei-Euro-Stück-großen dunklen Kreis, statt einer hübschen Sternspitze.
Egal. Nichts, was man nicht durch einen kleinen Bommel lösen könnte!
Voilà!

Die Mütze habe ich wie gewohnt gewaschen und über einem Teller gespannt - sie ist tatsächlich sogar etwas weiter als geplant, aber da ich inzwischen wieder mehr bzw. längere Haare habe, macht das möglicherweise nichts. Ich überlege außerdem noch, ob ich mir zusätzlich ein Fleecefutter-Stirnband einnähen soll, das würde den Sitz auch noch einmal verändern - aber bisher ist es ja noch gar nicht soo kalt. Nur usselig. Und dagegen schützt sie mich schon ganz wunderbar!
Die harten Fakten:
Fugue by Kate Davies
angefangen: 31. August 2015
fertiggestellt: 19. September 2015
Garn: ONION knit Nettle Sock yarn in den Farben 1007 (helles flieder) und 1009 (lavendel)
verbraucht: hell: 30g - das ist jetzt alle; dunkel: 56 g - davon ist noch ein Rest da.
Größe/Maße: meine
Nadeln: Chiaogoo Red Lace Twist cables in 3,25 mm (Bündchen) und 3,75mm (Muster)
Maschenprobe: hrmpf.
weiteres Material: Pompom-Macher, Stopfnadel/dicke Sticknadel zum Vernähen
Kosten:etwa 11 Euro für die Wolle und 5,50 Euro für die ausgezeichnete Anleitung.

Montag, 19. Oktober 2015

Aufräumen.

Zeitungen lese ich eigentlich nur noch online. Bücher stehen zwar im Regal, aber neue Bücher lasse ich mir neuerdings hauptsächlich vorlesen.  Neben den wöchentlichen Käseblättchen kommt uns daher genau ein Printerzeugnis regelmäßig ins Haus - eine Wirtschaftsmagazin, das wir seit einigen Jahren schon abonniert haben. Und da diese Zeitschriften nicht so schnell veralten (und so umfangreich sind, dass wir mit dem Lesen kaum hinterher kommen), müssen die irgendwo gelagert werden.
In einem lifestyligen Versandkatalog kam uns folgendes Bild unter die Augen.
Eine Zeitschriftentasche aus Filz zum sagenhaften Preis von 175,-Euro. Einhunderfünfundsiebzig! EinHUNDERTfünfundSIEBZIG Euro. Das Erstaunlich daran ist eigentlich nur, dass das jemand kauft. Finde ich.
Filz. Habe ich nicht neulich erst etwas aus Filz...?
Meine Filzreste sind zwar nicht aus Wollfilz, sondern aus Industriefilz, aber um als Aufbewahrungskiste zu dienen sollte es doch reichen.
Und tatsächlich...

...es war in der Tat kein Hexenwerk, 5 Platten aus Filz auszuschneiden und diese zu einer Kiste zusammenzunähen. (Trotzdem habe ich das exakte Zuschneiden dem Meinigen überlassen. Er ist da viel viel genauer als ich.) Allerdings kann ich die schicken Griffe nicht so hübsch ausschneiden, wie sie in der Vorlage ausgestanzt wurden.
 Da unsere Zeitschriften ziemlich schwer sind, schien es zudem ratsamer, "richtige" Griffe anzunähen. Zum Glück lag hier noch ein alter Stoffgürtel herum, sodass ich nicht einmal Gurtband kaufen musste.
Einfach mit festem Knopflochgarn mehrfach kreuzförmig annähen. Innen habe ich sogar noch eine Filzverstärkerscheibe angenäht, um das Band gleich zu versäubern und noch reißfester zu machen.
Die Maße haben wir genau auf die Maße der Zeitschrift ausgelegt -plus jeweils 2 cm extra am Rand für Nahtzugabe und etwas Spiel.
Passt perfekt!
Kosten? Keine! (Da Resteverwertung, aber selbst wenn die Materialien gekauft wären schätze ich etwa 150 Euro weniger als im Laden. Nähen macht soo glücklich!)
Uns reicht das  jedenfalls so.

Sonntag, 18. Oktober 2015

Sofawetter.

Vor etwa 10 Jahren bezog ich meine erste richtige eigene nicht-WG-Wohnung und hatte auf einmal unendlich viel Platz.
Und kein Sofa.
Zum Glück gab es ebay, und kurz darauf nannte ich ein hübsches kleines Sofa mit zwei passenden Sesseln mein eigen. Für einen lächerlich geringen Preis, der selbst mit Trinkgeld und Automiete-zwecks-Abholung nicht über 30 Euro stieg.
Sofa und Sessel sind petrolblau und passten überhaupt nicht in mein dunkelgrün gestrichenes Wohnzimmer. Inzwischen aber ist mein Wohnzimmer weiß, und petrol ist wieder in, und ich würde die kleine Sitzgruppe um nichts in der Welt wieder hergeben. Möglicherweise mal aufpolstern lassen, aber hergeben - nein!
Trotzdem haben wir zu Ergänzung nach langer Suche in diesem Sommer ein "vernünftiges" Schlafsofa angeschafft, auf dem ein bis zwei Gäste auch länger als eine Nacht bleiben können, ohne sich den Rücken zu verrenken. Da stand es nun in einem feschen Grau und sah sehr solide und ein bißchen langweilig aus neben seinen farbenprächtigen Vettern.
Auftritt der Nähmaschine!
Mit etwas Stoff und günstigen Inlets vom Schweden kann man ja sehr schnell schöne Erfolge erzielen beim Thema Gemütlichkeit im tristen Herbstwetter.
Das große Samtkissen ist allerdings ein fertiger Bezug (80x80cm) von IKEA, darin hausen eine Bettdecke und ein Kopfkissen und warten auf Übernachtungsgäste. Das weiße Baumwollkissen -wie alle anderen 50x50cm- ist hingegen aus einem hübschen Baumwollstöffchen des örtlichen Händlers gefertigt und

besticht durch waldige Tierchen im Barockmuster (die mir erst zu Hause aufgefallen sind), und einen einfachen Reißverschluss für leichtere Wäsche. Genauso habe ich auch die anderen beiden Kissen gefertigt.
Einmal in in petrolbuntem Babycord
und in einem hellblauen Velour/Kunstlederimitatwasweißich.
Letzteres habe ich, um es vor allzugroßer Langeweile zu bewahren, mit einer schicken, aus einem zufällig im Haushalt wohnenden Webband zusammengebastelten Paspel versehen. 
Meine erste Paspel! Einfach Webband mit Stylefix-Klebeband auf Schrägband kleben, mittig knicken und wie Paspelband verarbeiten. Nicht perfekt, aber so genau schaut keiner hin.
Nun ist es herrlich gemütlich - es fehlt eigentlich nur noch eine passende Wolldecke. Aber nicht nochmal blau-grün-petrol. Ich denke an Orange-rot. Was meint ihr?
*teetrinkend ab*

Samstag, 17. Oktober 2015

Vom Projektmanagement zum Qualitätsmanagement.

Meine Güte!
Wo sind bloß die letzten vier Wochen hingeflogen? Eben noch hatten wir einen wunderbar-sonnigen Spätsommer, und schon hat es (andernorts) geschneit... Hier bei uns ist ein herbstliches Usselwetter, das hervorragend zu meiner fast schon chronischen Erkältung passt und meines Erachtens seiner Zeit um mindestens einen Monat voraus ist.

Übrigens weiß ich natürlich ganz genau, wohin die Zeit verflogen ist, nämlich in eine ganz erstaunlich anstrengende Fortbildung. Ich habe mich nämlich binnen 5 Wochen in Vollzeit zum Qualitätsmanager und Qualitätsauditor (IHK) fortbilden lassen. Und obwohl ich sicherlich diejenige im Raum war, die die meiste Erfahrung mit lebenslangem Lernen hatte und am ehesten in einer Lernroutine steckte, so musste ich doch, wie alle anderen auch, vor allen Dingen ganz knallhart Vokabeln bimsen und mich in die merkwürdigen ISO-Norm-Formulierungen einwurschteln. Und da ich ebenfalls diejenige war, die ihrerseits garantiert die geringste praktische Erfahrung mit der Fertigungsindustrie hat, war ich beileibe nicht die Klassenbeste. (Ehrgeiz! Ich bin soo ehrgeizig. Es ist ein Kreuz!)
Immerhin habe ich beide Prüfungen bestanden, mal sehen, wohin mich das führt. Aber keine Angst - der Blogname und auch mein Pseudoynm bleiben gleich, man kann sich ja dann doch nicht alle naselang eine neue Identität zulegen. Dennoch ist mir schon seit einiger Zeit aufgefallen, dass sich mein Blogstil vom projektbegleitenden Meilenstein-Bloggen mit überraschenden wieder-was-gelernt Einsprengseln gewandelt hat zum hauptsächlichen Vorstellen verschiedener FOs. Für (neue) Leserschaft interessant ist dabei wahrscheinlich maximal meine Einschätzung der Anleitungen. Was Ihr treuen Leser_innen hier wollt weiß ich ohnehin nicht. (Aber ich freue mich!) Und natürlich sind meine Ansprüche an die Qualität der von mir erzeugten Strickwaren mit der zunehmenden Übung mächtig gewachsen. Dass ich mich dabei immer noch als "Anfängerin" einschätze, hat eine strick-spinnende Kollegin von mir zu meiner Überraschung schon vor mehreren Jahren zum amüsierten Kopfschütteln verleitet.

Nun ja. Ich habe zwar gerade eine kleine Flaute, denn bei dem ganzen Gelerne - zum Glück ist das erst einmal vorbei! - kam ich nicht zu viel blogfähiger Projektarbeit, aber ich werde die Gelegenheit nutzen und eine Reihe FOs vorstellen, die sich hier im Hintergrund schon seit einigen Wochen stapeln. Seid Ihr bereit?
Morgen geht es los!