Die Lopi-Jacke ist fertig und wird bereits viel getragen. Sie ist
fast genauso geworden, wie ich mir das vorgestellt hatte - aber eben leider nur fast. Dennoch behalten wir im Hinterkopf: Die folgenden Absätze beinhalten teilweise Gejammere auf hohem Niveau.
Geplant war eine lange Jacke in kraus-rechts, ein bisschen wie ein Janker, aber durch andere Farben und Wolle nicht ganz so trachtig. Ihr Zweck: an kühlen Abenden auf der Terrasse oder Herbsttagen im Garten oder am winterlich-unheizbaren Büroarbeitsplatz schnell übergeworfen die ganze, stets frierende Projektmanagerin warmzuhalten.
All dies ist gelungen: Die Jacke ist weit genug um auch über einem Pullover getragen zu werden, sie ist lang genug um auch Nieren und Hüften zu wärmen, und die Farbe ist auch super. Ganz besonders freut mich aber, dass die geplanten kontrastfarbenen Details im Großen und Ganzen genauso geworden sind, wie in meinem Kopf - und ich finde sie fantastisch!
Die
Kordeln entlang der falschen Prinzessnähte hatte ich ja schon mehrfach erwähnt.
Dazu kommen die
geschlitzten Manschetten mit stilisierter Rankenintarsie (nach einem kostenlosen Ravelry-Muster)
und der hohe
Stehkragen mit einer Abwandlung der Ranke über weniger Reihen.
Kragen und Manschetten sind vom "Körpergestrick" mit einer Biese über 4 Reihen in Kontrastfarbe getrennt und dann mit kraus-rechten Intarsien hochgestrickt. Zum Schluss wurde alles mit einer I-Cord-Einfassung im gleichen dunkleren Petrol-Ton eingefasst. Das ist super geworden, gefällt mir prima, und ich bin ein bisschen stolz darauf.
ABER.
(Ab jetzt kommt das Gemecker.)
Trotz Maschenprobe, Rechnerei, Trennerei und diversen Neustarts sitzt die Jacke nicht so gut, wie sie könnte. Okay, aber nicht perfekt. (Und den Anspruch auf "perfekten" Sitz habe ich bei Selbstgestricktem oder -genähtem eigentlich immer, auch wenn ich ihn so gut wie nie erfülle...)
Man sieht das besonders gut in der Rücken- und Seitenansicht, zwei Blickwinkel, die mein Spiegel mir bei den diversen Zwischenanproben nur bedingt eingeräumt hat.
Vielleicht liegt es aber auch nicht an der Jacke, sondern an dem Körper
in der Jacke, mit dem ich ja nun schon länger hadere.
Unabhängig davon sieht man aber, dass die hintere
Prinzesskordelnaht nicht ganz an der richtigen Stelle verläuft. Zwei Dinge sind dabei schief gegangen:
1. Ich hatte geplant, sie gespiegelt zur Vorderseite anzubringen und hatte mich -
wie berichtet- beim Setzen der Marker verzählt oder rechte bzw. linke Seite
verwechselt oder mich sonstwie unkonzentriert verbaselt. Das ist nicht schlimm, aber eben auch nicht ideal - sie sollten ja auch den Rücken optisch schmaler machen - das wäre ohne diesen
Positionierungsfehler noch etwas besser gelungen. Immerhin, kein Fehler in der (ausgedachten) Anleitung, sondern "nur" in der Ausführung.
2. Leider folgt daraus eben auch, dass die Rückenkordeln, die
ja zum Armloch hin verzopft wurden, viel früher am Armloch ankamen als die entsprechenden Vorderteilkordeln - sie mussten ja über weniger Maschen wandern. Das sieht ein bisschen komisch aus.
Verstärkt wird dieser Effekt natürlich noch dadurch, dass ich das Armlochproblem zwar irgendwie hingebogen, aber nicht korrekt gelöst habe.
Damit wären wir beim
3. Meckerpunkt: Die Ärmel sind noch immer zu weit. Man sieht das im Foto sehr gut, wie viel extra-Material für einen noch kräftigeren Bizeps zur Verfügung stünde. Nicht zuletzt aufgrund des Gewichts - die Lopi-Wolle wiegt ja auch ein bisschen was - beult das ganz schön und sieht unschön aus. Ich hatte das Ärmelloch zwar verkleinert, aber eben nur "grad genug" und nicht so viel, wie es nötig gewesen wäre.
Sonst wären die Kordeln, die ja eigentlich in der Mitte des Armlochs enden sollten, nicht nur ins untere Drittel desselben gerutscht, sondern an die untere Kante - und ich war schlichtweg
zu faul zu genervt, sowohl Vorder-als auch Rückenteile wieder bis zur Taille aufzuribbeln und zur Hälfte neu zu machen. Dies ist also ein Designfehler: Das Armloch wäre mit max. 20 cm Höhe völlig ausreichend gewesen, hätte also mindestens 10 cm später anfangen müssen, und die Kordel-Krümmung hätte entsprechend später einsätzen müssen. Dann hätte sich auch das Einstricken des Ärmels als deutlich einfacher erwiesen.
Und möglicherweise hätte sich damit auch der
4. Meckerpunkt erledigt, oder zumindest verbessert:
der Verlauf der Ärmelkordel. Geplant war, auch mit dieser Kordel eine Naht zu simulieren, und zwar die Naht, die bei einem geteillten Jackett-Ärmel vom Rückenteil zum Ärmelschlitz führt.
Im Prinzip fange ich richtig an, nämlich an der Rückenkordel, die ja - wie in Punkt 3 geschildert - eigentlich viel höher hätte ansetzen sollen. Ich höre auch richtig auf, die Kordel führt also tatsächlich bis zum Manschettenschlitz, so wie das auch geplant war.
Leider sitzt der Schlitz nicht an der Außenkante des Handgelenks,
sondern an der Innenkante. Ich dachte, wenn ich die Ärmelabnahmen immer
an den Seitenrändern mache (die Ärmel sind kraus-rechts in Reihen
gestrickt und erst am Schluss zusammengenäht), wandert die Ärmelnaht
langsam an die richtige Stelle. Tut sie auch, oder besser: täte sie
(wahrscheinlich), wenn der Ausgangspunkt (Rückenkordel: Hälfte oder
oberes Drittel der Armkugel) korrekt gewesen wäre (was er nicht ist).
Weil die Kordel mehr in der Mitte des rückwärtigen Ärmels begonnen
hätte, hätten die Abnahmen sie nicht bis an die Kante des Ärmels (=die
Ärmelnaht) geführt, sie hätte den Ärmel an der richtigen Stelle optisch
geteilt, und im Endeffekt hätte ich auch den Schlitz an der richtigen
Stelle (Handkante statt Daumen).
"Hätte, hätte, Fahrradkette!" - so wird man nicht gewählt. Ob die
Maschenverschiebung sich genau ausgegangen wäre, kann ich nicht sagen.
Ich kann mit dem Ergebnis leben, für eine Anleitung würde ich alles
umrechnen, ändern, teststricken lassen.
Der
5. und 6. Meckerpunkt betrifft die
I-Cord-Einfassung,
mit der ich die gesamte Jackenkante eingerahmt habe. Im Prinzip alles
richtig und super - aber ich finde, ich hätte besser eine
4-Maschen-Kordel machen sollen statt eine 3-Maschen-Kordel - sie ist mir
optisch ein bisschen
zu dünn im Vergleich zum Rest der Jacke.
Vielleicht hätte man auch zuerst eine Runde Pick-up-and-knit-Maschen stricken sollen? Ich habe nämlich auch
I-Cord-Knopflöcher gestrickt, die jetzt ein bisschen schwer auffindbar sind.
Das geht so: An der Stelle, wo das Knopfloch sein soll,
strickt man die I-Cord nicht fest (zusammenstricken mit Randmasche
Körper), sondern strickt 1, 2 oder 3 mal (abhängig von der Knopfgröße)
eine Kordel "in der Luft" und erst danach wieder mit der Körpermasche
zusammen. Die entstandene Lücke ist das Knoploch - einfach, stabil,
leicht anzuordnen.
Bei kraus-rechts reicht es, jede zweite Rippe (also z.B. alle
Linksreihen/"purl bumps") aufzunehmen, um sie mit der I-Cord
zusammenzustricken, und das habe ich auch so gemacht. Nimmt man vorher
eine Reihe/Runde Maschen auf, die dann mit der I-Cord sozusagen wieder
abgekettet würden, muss man diese aufgenommenen Maschen an den
Knopflochstellen entsprechend abketteln. (pick-up and knit, pick-up and
knit, Knopfloch: pick-up and knit, pick-up and knit and cast-off 1,2
oder 3x; pick-up and knit... Die puak-Maschen bleiben auf dem langen
Seil, zwischendrin sind Lücken für Knopflöcher, sie werden mit
i-cord-bind off abgekettelt und an den Knopflochlücken gibt es
i-cord-Luftmaschen. Die Knopflächer sind an beiden Seiten mit
Kontrastfarbmaschen eingefasst und noch stabiler.)
Warum habe ich das nicht gemacht? Ich wollte nicht die gesamte Jacke auf ein Nadelseil legen.
Was hätte man tun können? Man hätte mit zwei Fäden arbeiten
können: ein Knäuel, um bspw. 50 Maschen aufzunehmen (oder jeweils eine
Kante, oder bis das Seil "voll" ist), dann innehalten und mit einem
zweiten Knäuel von hinten die eben aufgenommenen Maschen wieder per
I-Cord-Kante abzuketten.
(Jetzt weiß ich das auch, danke. Wieder was gelernt fürs nächste Mal...)
Womit wir beim
7. Meckerpunkt wären: Knöpfe.
Ich glaube, die
Knöpfe sind zu klein. Ich mag sie, sie passen zur Jacke, aber sie haben nur 18mm Durchmesser, und 20 mm oder gar 22 mm wäre besser gewesen.
Das ist übrigens auch für die etwas ungewöhnliche Doppelgruppierung der
Knöpfe, die mir zwar gut gefällt, aber im Endeffekt nicht ausreicht, die
falschen Proportionen zwischen Knopfgröße und Jackengröße
auszugleichen.
Ihr kennt das ja: es musste schnell gehen, und bei
Audrey sind
mir die Knöpfe eigentlich zu groß, und vielleicht kaufe ich ja
irgendwann mal größere Knöpfe und tausche sie aus... wer weiß.
So.
Genug gemeckert. Ich trage die Jacke gerne. Sie ist warm,
wenn auch nicht kuschelig, und sitzt bei allem Verbesserungspotential
besser als alles anderen Jacken in meinem Schrank, inklusive Audrey
(leider. Sie ist einfach eine Nummer zu klein. Oder zwei.)
Die harten Fakten:
Dies ist mein eigener Entwurf, Alphaphase, unveröffentlicht.
angefangen: 21. April 2013
fertiggestellt: 25. August 2013
verbraucht: ich hatte 16 Knäuele in türkis und noch 1 + 35 g übrig und zwei in petrol und noch 33 g übrig = ergo ca. 780g
Größe/Maße: meine. Ungefähr.
Nadeln: Chiaogoo Lace Twist 4,5 mm mit 80 und 100 cm Seil, 1 DPN 4mm für die I-Cords
weiteres Material:
Stopfnadel/dicke Sticknadel zum Vernähen, 10 Knöpfe
Kosten: Wolle: ca 45 Euro
; Knöpfe
: (von Stoff&Stil, 18mm, und es gab sie auch größer. grmpf) 6 Stk à 4,65,-: 7,75
. Insgesamt: Ca. 53 Euro. Nicht schlecht.
Und der (Ravelry-Projekt-Link).