Es ist gewaschen, geblockt und fotografiert.
Nur getragen ist es noch nicht - zum einen, weil es zur Zeit nicht wirklich Temperaturen sind, bei denen ich mit einem Schal/Tuch durch die Gegend laufe.
Und zum anderen, weil es dann doch, wieder einmal, kleiner war als erwartet.
Dabei strickt und strickt und strickt man endlose Reihen. Stundenlang. Tagelang. Wochenlang.
Und tatsächlich misst das Ding dann auch von Spitze zu Spitze etwa 2 Meter - aber in diesem Fall hier ist der Winkel des Dreiecks eben so flach, dass man sich in das Tuch nicht richtig einhüllen kann, wie ich dachte, sondern es sich allenfalls wie ein warmes Bandana in den Mantelausschnitt stopfen kann.
Dabei wird es aber sicherlich eine gute Figur machen. Wahrscheinlich ist es sogar am besten so, denn so werde ich es auch am wahrscheinlichsten tragen und so wird es am besten wirken.
Aber irgendwie hatte ich nach etwa 8 Wochen Strickerei etwas Größeres erwartet. Warum eigentlich?
Das Muster jedenfalls gefällt mir immer noch sehr gut. Ein (flaches) Dreieckstuch, das im schrägen Musterlauf (on the bias) gestrickt wird und sich beliebig vergrößern oder verkleinern ließe, wenn man denn -on the bias- genug Geometriekenntnisse hat um unterwegs festzustellen, wie groß es denn wohl werden würde. Es gliedert sich in drei Teile. Teil eins ist kraus rechts mit einem hübschen und effektvollen Hebemaschenmuster. Teil 2 besteht aus einer klaren, geometrischen Partie mit gelochten Rauten aus verschränkten Maschen. Teil 3 ist eine Abschlußkante in kraus-rechts mit Picot-Abschluss. Mir gefällt die strenge, wenig romantisch-verspielte Optik, denn mit Accessoires aus blumigen Lacemustern kann ich im Alltag wenig anfangen. Die Anleitung ist als PDF-Dokument bei Ravelry erhältlich und kostet stattliche 5 Euro plus, ist aber gut beschrieben mit Text, Bildern und Grafiken.
Die Technik ist vielleicht nicht unbedingt für blutige Anfänger, aber für ein Lace-Tuch durchaus auf der einfachen Seite. Kraus-rechts bzw. kraus-rechts mit Hebemaschen sollte jeder hinbekommen, der oder die zählen kann. Der eigentliche Musterteil erschließt sich recht bald auf der Nadel, verlangt aber auch nur ab und zu mal verschränkte Maschen und gerichtete Zu-und Abnahmen.
Die Formung der großen Löcher hätte vielleicht etwas intuitiver erklärt werden können - ein doppelter Umschlag wird fallen gelassen, und neue Maschen werden geholt - aber wenn man es einmal begriffen hat, geht es eigentlich. Allerdings sind auch die Rückreihen Musterreihen, also muss man schon ein bisschen aufpassen und mitdenken. Da ich entweder nicht aufgepasst habe oder die Anleitung einen Fehler enthielt, hat sich mir allerdings gleich zu Beginn ein Fehler eingeschlichen, den ich in den folgenden Reihen ausmerzen konnte (nicht im Bild) - nämlich bei der Kreuzung der "Karomaschen". Fällt unter "nur Gott ist perfekt" und wurde von mir nicht korrigiert. Der Picot-Abschluss ist hübsch und nützlich und für Menschen, die ihn noch nicht kennen, ordentlich erklärt.
Die Wolle ist von der Hamburger Wollfabrik und bereits seit 2011 hier wohnhaft. Ein Gemisch aus 50% Kaschmir, 35% Wolle und 15% Seide in einem leuchtenden Kirschrot, das ich lange vermieden habe. Jetzt geht es wieder. Es ist gefacht, d.h. drei einzelne Fäden sind unverzwirnt auf Konen gewickelt, so dass man beim Stricken etwas aufpassen muss, immer alle Fädchen zu erwischen, aber nach dem Waschen flufft es wunderbar auf und wird deutlich weicher und dicker. Der Seidenanteil sorgt dabei für genügend "Fall", dass das Muster sich nicht sofort wieder zusammenzieht. Daher hat das Blocken auch gar keinen so großen Unterschied gemacht. Es wäre sogar einfädig verstrickt warm genug für einen leichten Pullover.
Änderungen habe ich eigentlich nicht vorgenommen. Uneigentlich habe ich allerdings den ersten Teil um 24 Reihen verlängert - zum Glück, sonst wäre das Tuch noch kleiner - und beim Rand habe ich das Hebemaschenmuster wieder aufgenommen. Das wars.
Die harten
Fakten:
Childhood Memories by Lisa Hannes
angefangen: 17. März 2017
fertiggestellt: 25. Mai 2017
Garn: Hamburger Wollfabrik Kaschmir/Wolle/Seide in kirschrot
verbraucht: 163g
Größe/Maße: 206 x 51 cm
Nadeln: Chiaogoo Lace Twist 3,75mm
Maschenprobe: 23 M x 44 R (kraus) (vs. 20x40 in der Anleitung. Das erklärt ja einiges... Vielleicht doch mal eine Maschenprobe ausrechnen?)
weiteres
Material:
Stopfnadel/dicke Sticknadel zum Vernähen
Kosten: Dank günstigem Einkauf etwa 5,50 Euro für die Wolle und nochmal das Gleiche für die Anleitung.
Und der Ravelry-Projekt-Link.