Mittwoch, 23. April 2014

Bonbonfarben.

Angeblich gibt es drei Sorten Stricker_innen: Projekt-Stricker, Prozess-Stricker, und "Yarnies", also Wollfetischisten. Ich zähle mich, wie mein Blogtitel subtil andeutet, zur ersten Gruppe: wenn ich Zeit, Geld und Mühe investiere, soll am Schluß etwas tragbares herauskommen.
In Wirklichkeit sind die meisten Strickerinnen aber wohl -wie bei den allermeisten Kategorisierungen - Mischformen. Es ist deutlich einfacher, ein Projekt fertigzustellen, wenn der Prozess des Strickens auch Spaß macht, und ein schönes Garn verstärkt sowohl die Freude am Stricken als auch die Freude am fertigen Projekt.
Troztdem habe ich bisher noch nie etwas gestrickt, einfach weil ich Freude am Garn hatte, oder Freude am Muster - also ohne, dass ich das fertige Produkt auch hätte verwenden können bzw. wollen. (Für mich oder als gezieltes Geschenk.)
Noch nie - bis jetzt.
Gegen Ende der Reha, als ich die 17 Knäuele Alpaca-Wolle aus dem kleinen Wollgeschäft schleppte, sprangen nämlich noch zwei Knäuele Schoppel Zauberwolle Crazy in der bonbonsüßen Färbung "Wolke 7" in meine Tasche.

Das fand ich überraschend - ich hatte zwar noch nie einen der internetbekannten Zauberbälle in der Hand gehabt, und die Neugier war groß - aber ganz billig sind sie nicht. Und die Farben -- erinnern eher an Zuckerwatte. All diese Rosatöne - ICH würde das sicherlich nie am Leibe tragen... 
ungespannt schon ca. 33 cm breit
Aber ich wollte sie unbedingt verstricken, und schon nach kurzer innerer Einkehr war klar, dass die "Wolke 7" eine romantisch-verspielte Stola werden wollte - also ein breiter, langer Schal in einfacher Rechteckform und dem wunderschönen Muster "Anti-Macassar" aus der Mustersammlung von der Éléonore Riego de la Branchardière (Ihr wißt schon: Martine war's! Eine Prozess-Strickerin, wie sie im Buche steht... :-D). Ich stricke sie mit 4,5mm Nadeln und brauchte nur drei Musterwiederholungen à 6 Mustersätze bis ich das blöde Löcherzeugs endlich auf den Nadeln lesen und verstehen konnte... Seither macht es mir eine Riesenfreude!
gespannt wird er wohl breiter...
(Hier habe ich mal ein bißchen Spannung aufgebracht, damit Ihr das Muster besser sehen könnt.)

Es ist so bonbonfarben und romantisch und rüschig und kitschig, wie gemacht für eine kleine rosa Braut zum Beispiel oder zum ersten Abschlussball eines jungen Mädchens - schade, dass ich niemanden kenne, auf den diese Beschreibung zutrifft! Die hellrosa Streifen werde ich aber möglicherweise in Zukunft rausschneiden, das ist mir ein bißchen viel. Hmmm.)
Ich stricke zur Zeit selten daran, weil ich ja Projektstrickerin bin und immer noch Socken fertig werden müssen und fliederfarbene Alpaca-Strickjacken zu stricken sind und allerlei andere Dinge im Vordergrund standen -- aber es hat ja Zeit.
Der Plan ist, die äußeren Drittel der Stola so  mit "Anti-Macassar"  zu gestalten, dass die Schal-Enden mit dieser hübschen Bogenkante abschließen. Das Mittelstück aber ist noch nicht ganz entschieden. Martine hatte da eine spannende Idee. Schaumama.