Das Stricken von Intarsienmustern, auch Fair-Isle-Stricken genannt, weil auf diesen Inseln die Technik perfektioniert wurde, birgt folgende Schwierigkeiten:
1. verschiedene Farben heißt verschiedene Wollknäuel, die sich alle miteinander verheddern können
2. verschiedene Farben heißt auch verschiedene Fadenspannung und ein ungleichmäßiges Maschenbild, was wiederum dazu führen könnte, dass man das hübsche bunte Muster gar nicht erkennen kann
3. Rechtsmaschen sind vergleichsweise einfach, aber die linken Rückreihen sind echt superkompliziert und
4. auf der linken Seite werden ständig irgendwelche nicht verstrickten Wollfäden mitgeführt, die dort Schlaufen bilden, wenn man sie nicht verwebt.
Zum Glück wusste man das auf den Fair-Isle-Inseln auch, und hat für all diese Probleme eine ganz simple Lösung gefunden:
zu 1) statt beide Knäuel in der gleichen Hand zu halten, kombiniert man die "englische" Stricktechnik, bei der man (absurderweise - also wirklich völlig ineffizient, anstrengend und bescheuert) den Faden in der rechten Hand hält und jedesmal die Schlaufe um die ebenfalls in der rechten Hand gehaltenen Nadel führen muss, mit der "normalen" europäischen Technik: Nadel rechts, Faden links. Auf diese Weise kann man in jeder Hand eine Farbe halten und verheddert sich (fast) nie.
zu 2) es ist anfangs schwierig, die Fadenspannung auf beiden Händen anzugleichen, aber mit etwas Übung geht das auch - ich nehme an, beim vierten Pulli kann ich es dann...
zu 3) linke Rückreihen vermeidet man, indem man einfach alles in der Runde strickt
rechts vorn, immer rund
und
zu 4) die Schlaufen verhindert man, indem man einfach beim Stricken den mitlaufenden Faden einwebt - und das ist einfacher als es klingt, weil man ja die englische und die europäische Technik kombiniert. Im Endeffekt gibt es genau vier Stiche, die man kombiniert, je nachdem wieviele Maschen der Hauptfarbe (links) und der Kontrastfarbe (rechts) jeweils aufeinander folgen.
innen/links: hübsch regelmäßig verwebte Fäden.
In der Reihe mit den längeren Fäden hatte ich einen Fehler gemacht und musste zurückgehen, aber Schlaufen über drei Maschen sind noch okay
Ein fantastisches Videotutorial, in dem Ann von Philosopher's Wool diese Methode sehr geduldig und sehr anschaulich erklärt:
Ich habe mir im Dezember dieses Video zweimal angeschaut und dann an dieser Pudelmütze hier geübt.
(eigener Entwurf; Lang Yarns - vergessene Sorte)
Sieht doch schon ganz gut aus, oder? Die Sache mit der Fadenspannung ist natürlich nicht so leicht, aber das war bei meinen ersten Strickprojekten (mit Faden "normal" auf der linken Hand) auch lange Zeit das größte Problem. Die Übung macht's! Und Übung kriege ich ja nun... (Gestern im Zug habe ich eine neben mir sitzende Strickerin jedenfalls schon mächtig beeindruckt... hihihi.)
Zum laufenden Projekt:
Den ersten Mustersatz über 16 Reihen habe ich fertig.
Die rote Markierung entspricht der Hälfte, also der nicht vorhandenen Seitennaht. Gut, dass man mal zählt: mir fehlten nämlich drei Maschen, kein Wunder, dass das Muster nicht ganz aufging...
Und damit mir die Wolle nicht ständig auf dem Boden herumschlurft, habe ich jede Farbe in eine Plastiktüte gesteckt.
Und jetzt mache ich mich an Mustersatz 2 - aber vorher zähle ich die "Maschenprobe" am Objekt. Das ganze wirkt viel größer als "Malroy", hat deutlich mehr Maschen als "Malroy", soll aber einer jüngeren "Größe" passen... Hoffentlich fällt er nur groß aus. Oder sind norwegische Kinder größer als französische?