Nun bereitete mir die Übergangszone zwischen den Rippen - die sich bekanntermaßen zusammenziehen - und dem zweifarbigen Blattmuster, das sich naturgemäß nicht zusammenzieht, etwas Sorge: Die Rippen sollen sehr gedehnt werden, sodass die Linksmaschen deutlich zutage treten und sichtbarer Teil des Musters sind. Zugleich habe ich, trotz "runder Körperformen", eine deutliche Taille, die ich auch betonen wollte. An dieser Stelle sollte jedwede Möglichkeit zum "Leiern" auf jeden Fall unterbunden werden.
Die Lösung: Zöpfe!
Zöpfe, die wie Äste aussehen, und aus den unteren Rippen/Baumstämmen überleiten in die oberen Blätter/fair-isle Zone. Albern? Egal...
Schade nur, dass ich eine so wahnsinning schlechte Vorstellungskraft habe - wie soll so ein Zopf aussehen, der wie ein Baum aussieht? Wie muss ich das verzopfen? Wie passt das auf meine 300 Maschen à 3/3 Rippen?
kritzel, knüll, kritzel, zähl, knüll, kritzel... |
Nun musste ich den Stanfield'schen 2/2 Zopf nur noch auf meinen 3/3 Zopf übertragen, und abzählen, wie groß bzw. breit er werden darf... und nein, ausrechnen können das sicher andere Leute. Ich musste das abzählen. Mehrfach. Und dann noch einmal.
Es ist nicht ganz symmetrisch, weil die jeweils mittlere "Verästelung" etwas breiter ist als die beiden seitlichen, aber das macht ja nichts. Bäume sind auch nicht symmetrisch.
Mit Hilfe des Musterzopfs hatte ich mir eine Skizze gemacht, die ich einigermaßen verstehe.
Später fand ich heraus, dass die Notierung dem System in Lily M. Chin's Power Cables (schönes Buch!) ähnelt - was nur wieder zeigt, dass es offenbar intuitiv und leicht nachvollziehbar ist, und dass "great minds think alike"...
So sieht meine "Astzone" nun aus:
aktueller Zwischenstand bei Zone 3 - Blätter |
Detail: Astzone |
So weit so gut. Doch bewährt sich die konstruktive Überlegung auch in der Praxis eines angezogenen Strickstücks?
So trägt es sich am Leibe:
Vorderansicht |
Rückenansicht |
Dem selbstkritischen Blick fällt auf, dass die Designerin offenbar eine veraltete Vorstellung ihres eigenen Körperumfangs hat - tatsächlich hätte das noch vor einem Jahr (= minus 6 kg) deutlich vorteilhafter ausgesehen. (Gräßlich, diese Schwimmreifen!) Über zu weiten Sitz kann ich mich jedenfalls nicht beklagen... seufz.
Aber es passt, jedenfalls ein bisschen, denn der Pullunder soll ja tatsächlich "zero bis negative ease" haben.
Außerdem habe ich wohl übersehen, dass da doch einiges "Holz vor der Hütte" ist - und das wäre auch da, wenn ich noch die letztjährige Kleidergröße trüge.
Es hilft also nichts: da ich selbst zugenommen habe, muss ich nun doch die gefürchteten Zunahmen ins Brokatmuster bringen...
Seitenansicht |
seitliche Zunahmen |
a) Ärmellöcher und
b) Ausschnitt
natürlich auch noch einmal "Luft" in die Konstruktion lassen werden...
Bis dahin ist es aber noch eine gute Handbreit Abstand, und der Ausschnitt sollte eigentlich gar nicht sooo tief werden...
Daher die heutige Mitmach-Frage:
Welche Möglichkeiten habe ich, im Muster Zunahmen zu verstecken?
1. weitere/häufigere Zunahmen an vorhandener Stelle (imaginierte Seitennaht)?
und/oder
2. verkürzte Reihen an der Vorderseite (short-row shaping) -- aber wie? und wo genau? und wie oft?
Wenn Ihr mit solchen Problemen Erfahrung habt, wäre ich für jedweden Input dankbar.
In der Zwischenzeit treibe ich (noch) mehr Sport, stelle meine Ernährung um, und frage mal Frau Gugel...