Inzwischen war ich aber nicht untätig. Jedoch: je breiter die Spitze von "Kerzenlicht" wurde, desto mehr Linksmaschen musste ich in Angriff nehmen -zumindest in den Rückreihen.
Diese Erkenntnis wird keine/n Stricker/in wirklich überraschen. Die altgedienten Leser/innen dieses Blogs aber werden sich erinnern, dass ich letztes Jahr entdeckt habe, dass ich eigentlich gar keine Linksmaschen stricken kann, weil ich den Faden bisher immer mit dem Uhrzeigersinn geholt habe.
Die Lösung (Kombinationstechnik) hatte ich zwar auch sofort entdeckt, aber bisher hilft mir das nur, wenn ich
a) glatt rechts (Stockinette stitch)
also
b) in Hin- und Rückreihen (nicht in der Runde) stricke.
Beispielsweise bei in Runden gestrickten Patentmustern (1r1L für Ärmelbündchen) bringt mich die Kombinationstechnik leider überhaupt nicht weiter.
Bündchen von links: verschränkte Maschen sind sichtbar |
Bündchen von rechts: "normales" Aussehen |
Gerade in diesem Beispiel (rechts-links Bündchen in der Runde gestrickt) ist das natürlich nicht weiter schlimm: man sieht es ja nur, wenn die Ärmel umgekrempelt werden, und auch dann kann man das ganze als dekoratives "Extra" - die Rechten Rippen treten viel mehr hervor - abtun. Kein Problem.
Detail einer Kerzenflamme, Docht oben |
Ich habe also die Gelegenheit ergriffen, mich einmal genauer mit den verschiedenen Methoden des Links-Strickens zu beschäftigen, und zum Glück gibt es hier eine ganze Menge schicker Video-Anleitungen. Auf einigen kann man sogar erkennen, was die Strickerinnen tun... :-)
Ich habe mich vor allem auf alle "kontinentalen" Strickmethoden konzentriert (also die, bei denen man als Rechtshänder/in den Faden in der Linken Hand hält), denn die englisch-amerikanische Methode des "Werfens" mit der strickenden Nadelhand scheint mir umständlich, aufwendig und unnötig.
[http://www.youtube.com/watch?v=MAMD_XpybQY]
Ich habe mir das für die zweihändige Fair-Isle-Methode zwar angewöhnt und beim letztjährigen Norwegermarathon auch erfolgreich eingeübt und praktiziert, aber da war das "Werfen" eben auch das kleinere Übel (im Vergleich zu Fadenverhedderei in der linken Hand, unregelmäßiger Fadenspannung etc...)
Die Schwierigkeit beim Linkstricken ist bekanntlich, dass der Faden gegen den Uhrzeigersinn durch die Masche gezogen werden muss. Die Bewegung ist (für mich) nicht intuitiv, und der Faden möchte immer herunterrutschen. Im Endeffekt scheint es verschiedene Methoden zu geben, mit dem unwilligen Faden umzugehen:
1. der beschriebene Kombinationsstich
- allerdings löst der das Problem nur kurzfristig.
[http://www.youtube.com/watch?v=2uwCl90RVWs&feature=related]
2. das Führen des Fadens mit dem Zeigefinger der linken Hand (der den Faden spannt)
[http://www.youtube.com/watch?v=cNfG05FeLsE]
bzw.
3. das Führen des Fadens mit dem Mittelfinger der linken Hand
[http://www.youtube.com/watch?v=dVxnSpFJl6s&feature=channel]
funktioniert beides ganz gut. Wenn die Fadenspannung fest bzw. der Faden relativ kurz ist, kann man mit dem Zeigefinger einen ganz guten Rhythmus erarbeiten. Ist der Faden länger/lockerer, erlaubt der Mittefinger die Fadenspannung über den Zeigefinger besser zu halten. Leider unterbricht beides (bisher noch?) meinen Rhythmus, und dauert mir zu lange - auf diese Weise dauert ein Stich fast doppelt so lange wie eine Rechtsmasche... grmpf. Momentan verkrampfen mir dabei auch noch die Finger, aber ich nehme an, das ist auch Übungssache.
4. das Führen des Fadens mit dem Daumen (!) der linken Hand
erfordert, das man den Faden völlig anders greift als beim "normalen" Rechtstricken (jedenfalls bei mir) und lohnt sich daher meines Erachtens nur, wenn man lange Reihen/Runden/alles ausschließlich links strickt. Für Muster mit wechselnden Links-Rechts-Maschen wäre das Umgreifen wohl zu umständlich. Aus dem Video kann ich die Fadenführung auch nicht ganz nachvollziehen, aber Laylock scheint gut damit klarzukommen...
[http://www.youtube.com/watch?v=SVVwg0LlFxI&feature=related]
5. das Halten des Fadens mit dem Zeigefinger der rechten Hand
wird hier empfohlen, gelingt mir aber nicht so richtig. Irgendwie muss dabei noch ein Trick sein, dass man nicht so stark mit der Nadel arbeiten muss wie ich es zur Zeit noch tue - ansonsten scheint das einfach und schnell zu gehen...
[http://www.youtube.com/watch?v=2uLG1-jGbUI&feature=BF&playnext=1&list=QL&index=1]
6. die Norwegische Methode (norwegian purl)
ist besonders, weil sie den Faden hinten belässt. Auch wenn die Bewegung anfangs ungewohnt ist und lange zu dauern scheint, so ist sie doch sehr fließend und angenehm und lässt sich in einen guten Rhythmus integrieren - bei mir hat sie sich für die kurzen "Trennmaschen" zwischen den "Flammen" auf der Hinreihe schon ganz gut bewährt, auf "lange Strecken" dauert das aber wahrscheinlich zu lange.
[http://www.youtube.com/watch?v=hDCWA8yB8x4&feature=BF&playnext=1&list=QL&index=2]
Alle diese Methoden haben ihre Vor- und Nachteile. Es scheint aber (wie immer) sinnvoll, hier auch etwas variieren zu können, je nachdem, zu welchem "Zweck" man die linken Maschen braucht, wie hier in diesen Videos von RoxTalks/Ask a Knitter beschrieben wird:
Teil 1
[http://www.youtube.com/watch?v=FXmsHvmcUhc&feature=related]
Teil 2
[http://www.youtube.com/watch?v=KIM09BGV5OU&feature=related]
Ich denke, ich übe das jetzt noch eine Weile - ein Knäuel hat "Kerzenlicht" ja noch vor sich - und dann überlege ich mir, ob nicht lerne, wie man rückwärts strickt...
:-)