Mühsam nährt sich das Eichhörnchen, und nur langsam, sehr langsam nimmt "Timpani" Formen an. Ist natürlich deutlich auch größer als so ein Kinderpulli, zumal ich ja nicht gerade Größe XS trage... Aber es wird.
"Timpani" wird ausgehend vom linken Vorderteil über die Seite gestrickt und soll auf der rückwärtigen Mitte stillgelegt werden. Das Gegenstück soll dann mittels "grafting" (Maschenstich) angefügt werden. Bis zur rückwärtigen Mitte fehlen mir noch ungefähr 10 Reihen.
Schon jetzt habe ich wenig Lust, an einer so exponierten Stelle eine meiner tollpatschigen Maschenstich-Nähte zu üben. Ich tendiere daher zu einer von den folgenden zwei Lösungen:
a) In der Ravelry-Gruppe Twist Collective Summer 2010 (zu allen Ravelry-Links braucht man einen Ravelry-Account), sozusagen das Forum zur Zeitschrift, hat die Strickerin mit dem Pseudonym Wega vorgeschlagen, das Grafting an der kürzesten Stelle unter dem rechten Ärmelloch durchzuführen. Dort ist es versteckt, weniger sichtbar, aber das rechte Vorderteil wird immer noch von der vorderen Mitte aus weg Richtung Arm gestrickt.
Diese Lösung hat den charmanten Vorteil, dass man nicht viel umrechnen muss und dass sie bereits mindestens zweimal (hier) erprobt und für tauglich befunden wurde.
b) Da ich während der Zopf-Phase am Anfang einige kleine Fehler gemacht habe (bis 8 Zählen ist schwieriger als es klingt...) muss ich ohnehin eine zeilengenau Tabelle aller Vorschriften anlegen. Und schon bei der Maschenprobe habe ich ausprobiert, ob man die Zöpfe nicht einfach auch "rückwärts" stricken kann. Ich bilde mir ein, dass es geht. Ich werde daher versuchen, das Teil in einem Rutsch durchzustricken. Vorteil: kein Grafting! Nachteil: weitere Tabellen, um meine Fehler symmetrisch reproduzieren zu können... und natürlich den richtigen Startpunkt für meine Zöpfe zu finden.
Sicherheitshalber werde ich an der von Wega vorgeschlagenen Grafting-Stelle unter dem Arm (vor den verkürzten Reihen) eine life-line (wie von knittingyards beschrieben) einfügen. Das macht das Zurückribbeln im Falle eines Fehlschlags sicherer...
A propos verkürzte Reihen: Ich hatte mir vorher mehrere Tutorials zum Thema verkürzte Reihen angeschaut, weil ich diese bisher nur von Sockenfersen und mit rechten Maschen kannte - hier sollten sie aber auf linken Maschen erfolgen. Am besten fand ich diese Erklärung von purlbee:
http://www.purlbee.com/short-row-tutorial/
Allerdings hat das trotzdem noch nicht hunderprozentig geklappt. Ich zeige Euch mal, was ich meine:
Seht Ihr's? Die verkürzten Reihen formen auf dieser Seite Schlingen über zwei statt nur einer Masche (beschreibe ich das korrekt?) und man sieht sie daher deutlicher als nötig oder von mir gedacht. Es ist zwar eine unauffällige Stelle, aber dennoch: doof. So sollte das nicht sein. Für die Gegenseite muss ich das unbedingt noch einmal genauer ansehen, aber ich kann mir nicht vorstellen, alles richtig gemacht zu haben... was meint Ihr?
Und was ich noch sagen wollte:
Stricken - aber das wird Euch nicht überraschen - Stricken ist ja soo genial! Aus einem einzigen Faden, mit ganz einfachen Techniken, entsteht eine so abwechslungsreiche Struktur! Die Saumkante (rechts) besteht aus abgehobenen Maschen. Die Zöpfe definieren sich aus verschränkten und normalen Rechtsmaschen, der Rest sind Linksmaschen. Einfachere Zöpfe als "zwei über eins nach links bzw. rechts" gibts eigentlich auch kaum. Aber der Effekt - super! Und die Figurformung über verkürzte Reihen finde ich fantastisch.
Großes Kino - uralte Kulturtechnik - ich hoffe wirklich, dass es immer Stricker/innen geben wird, die diese Kunst weitergeben werden. Ich hänge jetzt schon an der Jacke - hoffentlich gieße ich mir da nie Tomatensauce drüber...