sicherlich bin ich bei weitem nicht die erste, die findet, dass Ihre "applied I-Cord" eine der schönsten Kanten ist, die man einem Strickstück geben kann. Erstaunlich eigentlich, dass mir bisher kein deutscher Name dafür untergekommen ist - sollte sie wirklich in der Heimat der kraus-rechten-Janker-Jacken, nach deren Vorbild Sie ja schließlich auch "Tomten" entworfen haben, strickhistorisch nicht verbürgt sein? In mein Repertoire ist sie jedenfalls fest aufgenommen.
Zugegeben, sie ist ein bisschen aufwendig zu stricken, aber keinesfalls schwierig, und es lohnt sich. Ich habe sie mit zwei Strumpfnadeln in Stärke 4 angestrickt, da die graue Karisma-Wolle ja bekanntlich etwas dicker ist als die dunkelgrüne Hauptwolle.Aufwärts war ein Rhythmus von 1 I-Cord pro Kraus-Rechts-Rippe passend, an der unteren Kante habe ich zugesehen, wie es sich ausging - aufgrund der unterschiedlichen Wollstärken habe ich ca. jede 3. oder 4. Masche ausgelassen. Das schwierigste war die Verknüpfung von Kanten-Anfang und -Ende. Zwar hatte ich mit einem provisorischen (Häkel-) Anschlag begonnen, aber da ich die Häkelmaschen nicht ordentlich aufribbeln konnte, ist das Zusammengrafting, nun ja, nicht sooo optimal geworden. Egal.
nicht so tolle Verbindungskante |
Nach einem handwarmen Vollbad im Handwaschbecken war auch klar, dass
Mit etwas Wollwaschmittel/Haarshampoo einweichen lassen, gut ausdrücken... |
1. die grüne Wolle ganz enorm ausfärbt. Wow. Gut, dass ich das jetzt weiß.
... in Form ziehen und flach trocknen lassen... |
Ich musste nur noch den Reißverschluss einsetzen. Wenig überraschenderweise kostet so ein 30 cm Jackenreißverschluss mehr als die Wolle, aber das dunkelgrün passt perfekt, die I-Cord-Kante verdeckt ihn ganz professionell, und das zukünftige Trägerkind wird in Windeseile mollig warm eingepackt sein.Auch wenn man sich das bei den heutigen Sahara-Temperaturen gar nicht so recht vorstellen mag...
Oh my God! They killed Kenny! |
Alles in allem: Ich bin begeistert!
Frau Zimmermann, bald stricke ich sicherlich wieder mit Ihnen. Bis dahin vielen Dank für Ihren Witz, Humor, common-sense und die Art, wie Sie mir beibringen, dass ich "the boss of my knitting" bin.
Herzliche Grüße,
Ihre Projektmanagerin
Hier das Fazit:
Das Muster:
Die Anleitung ist, wie meist bei Elizabeth Zimmermann, eher ein Rezept. Daher wurde die Jacke auch deutlich kleiner als erwartet, aber das macht nichts: Kinder kommen in allen Größen, und auf diese Weise wird die Jacke halt nicht von der Nichte an uns zurückvererbt werden, sondern den direkten Weg gehen. Auch nicht schlimm.
Das Muster ist modular aufgebaut, das heißt die Maschenzahl ist immer ein Vielfaches von - in diesem Fall - sieben. Wer zählen kann, hat daher schon halb gewonnen. Unzählige Variationen ergeben sich nicht nur aus Farbwahl, Wollstärke, Verschlussart, Blenden, sondern auch aus unterschiedlichen Kragen und/oder Kapuzenlösungen. Da ist für jeden was dabei! In diesem Fall: selbstentworfene Intarsienmuster, applied I-Cord, Kapuze.
Technik:
Wie gesagt: bis sieben zählen können hilft. Der Rest sind rechte Maschen. Zunahmen (für die Kapuze) habe ich mit tiefer gestochenen Maschen gemacht, Abnahmen (beim Anstricken der Ärmel) mittels k2tog. Keinerlei Hexenwerk so weit. Für mich neu war: Intarsien (vor allem über kraus rechts), und die I-Cords - sowohl applied als auch als bind-off. Aber das Internet ist voller Anleitungen, und die Technik hat ihren Namen nicht umsonst. ("I" steht, anders als nach heutigen Apple-Gewohnheiten zu vermuten, für "Idiot", also idiotensicher).
Die Wolle: ist für dieses Projekt super - ich denke bei der Jacke an eine reine Draußen-Drüber-Jacke für Spazierfahrten bspw, daher macht es nichts, dass weder die Karisma noch die Primavesi einen besonderen Kuschelfaktor aufweisen. Dennoch ist die Wolle beim Waschen etwas aufgeblüht.
Änderungen: Ich habe die Kapuze etwas größer gemacht, indem ich einfach einige Reihen mehr zugenommen habe. Hätte ich sie gezählt, könnte ich es jetzt genauer sagen. Sorry. Dass der eine Ärmel etwas größer ist als der andere war hingegen unabsichtlich. Wie gesagt: wer zählen kann, ist klar im Vorteil.
Die harten Fakten:
Tomten Jacket by Elizabeth Zimmermann
angefangen: 13. Juli 2012
fertiggestellt: 17. August 2012
Wolle: ca 4 Knäuel Energy Manifattura Primavesi in dunkelgrün, ein Rest Drops Karisma in grau (Stashabbau gelungen!)
verbraucht:: die Jacke wiegt inkl. Reißverschluss 220g.
Größe/Maße: 34 cm hoch (von Schulter bis Saum), 24 cm breit (unter dem Arm), Ärmellänge ca. 20 cm, bei einer Maschenprobe von ca 24Mx48R=10 cm kraus-rechts
Nadeln: Rundstricknadel, 80 cm Seil in Stärke 3; 2 Strumpfnadeln in Stärke 4 für I-Cord
weiteres Material:
Stopfnadel/dicke Sticknadel zum Vernähen, 30 cm Jackenreißverschluss.
Kosten: Wolle: Tauschgeschäft bzw. Reste. Reißverschluss: 7,10 Euro
Und der (Ravelry-Projekt-Link).